Schwer lesbare Schrift knackt Vorurteile

05.11.2012

Nicht nur was, sondern auch wie es geschrieben wird, beeinflusst das Verhalten von Personen. US-amerikanische Psychologen fanden jetzt heraus, dass Politiker gemäßigter und Zeugen weniger voreingenommen reagieren, wenn sie Schriftstücke nur schwer lesen konnten.
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Menschen akzeptieren leichter Argumente, die zur eigenen Meinung passen. Psychologen nennen das Bestätigungsfehler. In dieser Studie ist es Forschern gelungen, diese Voreingenommenheit durch schwer lesbare Schriftstücke aufzubrechen. Dazu hatten sie zwei Versuche durchgeführt: Im ersten hatten Studienteilnehmer mit unterschiedlicher politischer Ausrichtung eine offene politische Auseinandersetzung über die Todesstrafe gelesen. Es zeigte sich, dass Menschen, die den Text in einer leicht lesbaren Schrift zu lesen bekamen, bei dem Thema stärker polarisiert blieben als Personen, bei denen der Text in einer schwierigen Schrift verfasst worden war.

In einem weiteren Versuch analysierten die Wissenschaftler, wie sich die Meinung von Studienteilnehmern gegenüber einem Angeklagten in einem Scheinprozess veränderte. Ein Teil hatte zuvor Details über den Angeklagten gelesen, die positiv waren, die anderen hatten negative Informationen bekommen, so dass beide Fraktionen voreingenommen waren. Das Resultat: Waren die Beweise, die während des Schauprozesses gegen den Angeklagten vorgelegt wurden, in einer schwer leserlichen Schrift zusammengefasst worden, reagierten beide Seiten weniger voreingenommen.

Die schwere lesbare Schrift verlangsame die Menschen, so die Forscher. Dies führe dazu, dass Personen nicht nur eine andere Meinung stärker berücksichtigen. Sie seien darüber hinaus auch gegenüber ihrem eigenen Standpunkt skeptischer, da sie beide Seiten eines Arguments kritischer betrachteten, so die Psychologen. Ihre Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Journal of Experimental Society Psychology veröffentlicht.

hh