Sehstörungen nehmen weltweit zu

06.01.2017

Die Zahl der Menschen, die wegen Diabetes schwere Sehstörungen entwickeln, hat weltweit stark zugenommen.
Sehstörungen aufgrund von Diabetes nehmen zu. image.originalResource.properties.copyright

Anders ausgedrückt: Eine von 39 Erblindungen tritt als Folge von Diabetes auf. Gegenüber der Vorunter suchung aus dem Jahr 1990 bedeutet dies einen Anstieg um 27 Prozent. Als blind gelten Menschen mit einem Visus von unter 3/60. Das bedeutet, dass sie aus drei Metern nur noch das erkennen können, was ein sehgesunder Mensch noch aus 60 Metern sieht.

Hinzu kommen 3,7 Millionen Menschen, die aufgrund ihres Diabetes einen eingeschränkten Visus zwischen 3/60 und 6/18 haben. Bei letzterem Wert erkennen Betroffene aus sechs Metern Entfernung bestenfalls das, was ein gesunder Mensch in 18 Metern Entfernung scharf sieht.

Blutzuckerspiegel ausreichend kontrollieren

Die Forscher vermuten mehrere Gründe für diesen rasanten Anstieg: zum einen nimmt weltweit die Zahl der Diabetiker zu, die ihren Blutzuckerspiegel nicht ausreichend kontrollieren können, zum anderen fehlt es vielen Menschen "an einem Zugang zu augenmedizinischen Untersuchungen", so die Forscher. Da weltweit immer mehr Personen mit Diabetes länger leben, steigt damit auch das Risiko, an den Augen diabetische Schäden zu erleiden – bis hin zum Sehverlust.

Diabetische Retinopathie nennt sich dieses Folgeleiden, das die hoch spezialisierten Zellen in der Netzhaut angreift. Durch Diabetes verengt sich die Versorgungspipeline dieser Zellen immer mehr. Der Körper sucht nach Auswegen. Er bildet neue Gefäße, um die Netzhaut wieder besser versorgen zu können. Da sie aus der Not heraus entstehen, platzen und reißen sie leicht, es kommt zu Blutungen und Vernarbungen in der Netzhaut.

100 000 Betroffene in Deutschland

Allein in Deutschland erleiden laut Berufsverband der Augenärzte jedes Jahr mehr als 100 000 Menschen einen deut lichen Sehverlust durch die diabetische Retinopathie. Doch die Patienten werden sich einer Sehminderung wie verschwommenen oder verzerrten Sehens oder gar Bildausfällen häufig erst bewusst, wenn die Sehzellen in der Netzhautmitte bereits geschädigt sind. Meist ist es dann allerdings zu spät, das Sehvermögen möglichst uneingeschränkt zu erhalten.

"Leider führt die diabetische Retinopathie in den frühen Stadien meist nicht zu Symptomen", erklärt Professor Dr. Janet Leasher, Co-Autorin der Studie. "Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, sollten mindestens einmal im Jahr ihre Augen untersuchen lassen«, so die Augenärztin. Grundsätzlich gilt: Je länger der Diabetes besteht, desto wahrscheinlicher ist es, dass Netzhautveränderungen eintreten. Je normnäher der Blutzucker jedoch eingestellt ist, umso geringer die Gefahr.

Davon profitieren die Augen

Die meisten Menschen, die aufgrund des Diabetes schwere Sehstörungen entwickeln, leben in Südasien und Afrika südlich der Sahara. Doch auch hierzulande besteht ein Risiko.

Die gute Nachricht: Selbst wenn bereits eine Retinopathie vorliegt, profitiert das Auge von einem stabilen Blutzucker, der sich in normalen Bahnen bewegt. Dies, so belegen andere Studien, reduziert das Risiko, dass sie weiter fortschreitet
und damit das Augenlicht gefährdet, um mehr als die Hälfte.

Peter Erik Felzer