Senkt Lithium im Trinkwasser die Suizidrate?

29.07.2020

Seit Jahrzehnten setzt man Lithium zur Stabilisierung der Stimmung bei depressiven und suizidgefährdeten Personen ein. Schon lange fragen sich Wissenschaftler, ob sich auch natürlich vorkommendes Lithium im Trinkwasser positiv auf die Psyche auswirkt. Eine neue Übersichtsarbeit bestätigte nun diesen Zusammenhang.
In einigen Regionen kommen größere Mengen des Spurenelements Lithium im Trinkwasser vor. image.originalResource.properties.copyright

Ein Forscherteam in Großbritannien hat Studien zum Lithiumvorkommen im Trinkwasser von 1.286 Orten in Japan, Österreich, den USA, England, Griechenland, Italien und Litauen untersucht. Die durchschnittlichen Lithiumspiegel lagen zwischen 3,8 und 46,3 Mikrogramm pro Liter (μg/l), wobei einige Gemeinden einen Höchstwert von über 80 μg/l erreichten. Es zeigte sich, dass höhere Lithiumspiegel im Trinkwasser tatsächlich mit niedrigeren Suizidraten in der Region verbunden waren.

Lithium wird in psychiatrischen Kliniken schon lange eingesetzt

„Es erscheint vielversprechend, dass ein höherer Gehalt an Spurenlithium im Trinkwasser die psychische Gesundheit der Bevölkerung verbessern kann“, sagte der Epidemiologe Anjum Memon von der Brighton and Sussex Medical School. Er hatte die Ergebnisse mit seinem Team in dem Fachmagazin „The British Journal of Psychiatry“ veröffentlicht.

Die in der Psychiatrie verwendeten Dosen sind mit mindestens 200 Milligramm pro Tag zwar wesentlich höher (etwa 10.000-fach), und die Nebenwirkungen müssen sorgfältig überwacht werden. Einige Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass auch schon 400 Mikrogramm täglich eine Stimmungsverbesserung bewirken können, und das ist nur etwa 10- bis 100-mal mehr als das im Trinkwasser enthaltene Lithium. Bis heute weiß man noch nicht genau, wie Lithium die Stimmung beeinflusst und seine Suizid-vorbeugende Wirkung entsteht.

ZOU