Studie: Kann Jod Europa klüger machen?

10.09.2015

Jodmangel ist die weltweit häufigste Ursache für vermeidbare Gehirnschäden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnt seit Jahren, dass in Europa zunehmend Menschen von den Folgen eines Jodmangels betroffen sind. Das soll sich jetzt ändern.
Deutschland gilt als Jodmangelgebiet. Das Spurenelement kann der Körper nicht selbst bilden, daher muss Jod über die Nahrung aufgenommen werden. image.originalResource.properties.copyright

Jodmangel ist der wichtigste Risikofaktor für Schilddrüsenerkrankungen bei Erwachsenen und Kindern. Vor allem Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf an Jod, um das Baby ausreichend zu versorgen. Selbst ein leichter Jodmangel während der Schwangerschaft kann zu einer gestörten Gehirnentwicklung des Kindes und so zu einer verminderten Intelligenz führen. Wissenschaftler aus 27 europäischen Ländern wollen jetzt mit Hilfe der EU dem Jodmangel den Kampf ansagen. Mit dem Netzwerk EUthyroid will eine gesamteuropäische Initiative die Jodversorgung der europäischen Bevölkerung wissenschaftlich erfassen und gemeinsam Maßnahmen entwickeln, um die Jodversorgung in Europa nachhaltig zu verbessern. Die Universitätsmedizin Greifswald koordiniert das dreijährige Forschungsprojekt.

Neben den Hochgebirgsregionen wie den Alpen gibt es viele Staaten in allen Teilen Europas, die wegen ihrer Lage und den Ernährungsgewohnheiten typische Jodmangelgebiete darstellen. Viele europäische Staaten haben bereits Präventionsprogramme mit jodiertem Speisesalz eingeführt. Dennoch würden Schätzungen zufolge nur 27 Prozent der europäischen Haushalte jodiertes Salz verwenden. „Aktuell gibt es in Europa noch keine einheitlichen Daten zur Jodversorgungslage. So können wir nur Vermutungen über die Größenordnung der Gesundheitsprobleme anstellen, die eine mangelhafte Jodversorgung auslöst. Fakt ist, dass selbst in Deutschland viele Kinder mit intellektuellen Defiziten geboren werden“, sagt Prof. Henry Völzke von der Universitätsmedizin Greifswald. EUthyroid legt daher ein besonderes Augenmerk auf die Frage, wie sich eine mangelnde Jodversorgung von Schwangeren auf die geistige Entwicklung ihrer Babys auswirkt. Voruntersuchungen deuten darauf hin, dass selbst ein leichter Jodmangel in der Schwangerschaft den Intelligenzquotienten des Kindes negativ beeinflusst.

NK