Testosteron macht Jugendliche ungeduldig

18.05.2017

Dass Teenager oft nur begrenzt Geduld haben, könnte mit dem sprunghaften Anstieg des Testosteronspiegels in der Pubertät zusammenhängen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Universität von Kalifornien, Berkeley.
Abwarten gehört nicht zu ihren Stärken: Den meisten Teenies kann es nie schnell genug gehen. image.originalResource.properties.copyright

Wie sich bei Entscheidungstests zeigte, war ein Großteil der 72 Studienteilnehmer, allesamt Jungen zwischen 11 und 14 Jahren, empfänglicher für kleinere, unmittelbare Belohnungen als für größere Belohnungen in weiter Ferne. Insgesamt mussten sie 80 Entscheidungen über hypothetische Geldbeträge treffen, die sie entweder unmittelbar oder erst in ferner Zukunft bekommen sollten. Etwa ein Drittel entschied sich im Durchschnitt für einen kleineren Geldbetrag, der schneller zu haben war, als für einen höheren Geldbetrag in der Zukunft. Dies berichten die Wissenschaftler im Fachblatt Psychoneuroendocrinology. Den Forschern zufolge hat das weniger mit dem Alter zu tun, sondern vielmehr mit dem sprunghaften Anstieg an Testosteron in der Pubertät. Das Hormon erhöhe die Sensibilität für schnelle Belohnungen, indem es auf bestimmte Belohnungszentren des Gehirns wirke. Mit zunehmendem Alter fällt der Zeitpunkt der Belohnung dagegen offenbar wieder weniger ins Gewicht. Je älter die Studienteilnehmer waren, desto seltener waren sie ungeduldig, so die Forscher.

„Impulsivität gehört zum Erwachsenwerden und ist Teil einer gesunden Entwicklung. Jugendliche eignen sich damit neue Fähigkeiten an, die sie als eigenständiges Individuum brauchen. Doch Jugendliche können sich mit ihrem impulsiven Verhalten auch schaden“, sagt Ko-Autor Wouter van den Bos vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Aus erzieherischer Perspektive könne es vor dem Hintergrund der Studienergebnisse ratsam sein, gutes Verhalten von Jugendlichen kurzfristiger zu belohnen, anstatt auf Belohnungen in der Zukunft zu verweisen, so das Fazit der Forscher.

HH