Tinnitus: Ohrgeräusche sind keine Einbildung

AK Niedersachsen/NK | 14.11.2020

Ein lautes Piepen, ein schriller Dauerklingelton, ab und zu ein Brummen: So unterschiedlich Ohrgeräusche ausfallen, so verschieden sind auch die Auslöser von Tinnitus. Je nach Schweregrad können sie die Lebensqualität beeinträchtigen – mit erheblichen Folgen wie Schlaflosigkeit und Stress bis hin zu Depressionen und Arbeitsunfähigkeit. Die Apothekerkammer Niedersachsen rät Betroffenen, die Ohrgeräusche nicht einfach hinzunehmen.
Tinnitus kann Betroffenen den Schlaf rauben und die Lebensqualität einschränken. Ein Arztbesuch ist daher in jedem Fall ratsam. image.originalResource.properties.copyright

Im Gespräch mit dem Arzt sollte zunächst geklärt werden, ob mögliche Grunderkrankungen der Auslöser sind. Überbrückend bis zum Arztbesuch könnten rezeptfreie Ginkgo-Präparate, die die Durchblutung verbessern, zum Einsatz kommen. Voraussetzung: Es sprechen keine weiteren Erkrankungen oder andere Medikamente gegen die Einnahme. Betroffene können sich in der Apotheke vor Ort zur Dosierung eines qualitativ hochwertigen Präparates beraten lassen. Hier finden Betroffene auch Rat, die wegen ihrer Ohrgeräusche unsicher sind.

Liegt eine gestörte Hörwahrnehmung vor und hören Betroffene Geräusche ohne Schallquelle, ist von einem Tinnitus die Rede. Dabei wird zwischen einem objektiven und einem subjektiven Tinnitus zu unterschieden. Bei ersterem liegen körperliche Ursachen wie eine Gefäßmissbildung oder neurologische Erkrankung vor, dies ist aber eher selten der Fall. Am häufigsten ist der subjektive Tinnitus, bei dem die Ohrgeräusche jedoch ebenfalls keine "Einbildung" des Patienten sind.

Ursachen sind vielfältig

Die Faktoren, durch die die Ohrgeräusche entstehen, können ganz unterschiedlich sein. Sie können zum Beispiel auf Entzündungen des Hörapparates, Morbus Menière (Innenohrerkrankung mit Schwindelsymptomen) oder einer Verhärtung der Ohrknöchelchen (Otosklerose) zurückgehen. Weitere mögliche Ursachen: Lärmtraumata durch chronische Lärmbelastungen, Hirntumore, Infektionen durch Viren oder Bakterien und Schilddrüsen-, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen. Auch bestimmte Medikamente, zum Beispiel Salicylate, Antibiotika, Chemotherapeutika und Malaria-Medikamente, können Ohrgeräusche auslösen.

Verhaltenstherapie bei chronischen Beschwerden

Der chronische Tinnitus wird den neuesten Leitlinien gemäß hauptsächlich mit einer kognitiven Verhaltenstherapie behandelt. Dabei soll der Patient lernen, dass der Tinnitus kein Alarmsignal darstellt. Viele Patienten machen darüber hinaus gute Erfahrungen mit Rauschgeneratoren (Noisern). Diese werden, ähnlich wie ein Hörgerät, individuell angepasst und erzeugen beim Tragen ein leises Rauschen, das die Ohrgeräusche überdeckt. Betroffene können sich dazu bei einem Hörakustiker beraten lassen.

Im Übrigen heilt Tinnitus häufig auch spontan aus: Auch wenn die Ohrgeräusche schon länger als drei Monate bestehen und chronisch sind, können sie sich wieder von selbst zurückbilden.