Tschernobyl-Strahlung bis heute in Deutschland nachweisbar

Dr. Karen Zoufal | 27.04.2021

Am 26. April 1986 kam es im Kernkraftwerk Tschernobyl zu einer Nuklearkatastrophe, bei der große Mengen Radioaktivität freigesetzt wurden. Bis heute ist diese Strahlung auch in Deutschland nachweisbar – größere Mengen beispielsweise im Pfälzerwald und Hochwald (Hunsrück) in Rheinland-Pfalz. Bei dort erlegten Wildschweinen findet sich nach wie vor in einigen Fällen eine bedenkliche Menge Cäsium-137.
In einigen Gegenden Deutschlands sind Wildtiere verstärkt mit Tschernobyl-Strahlung belastet. image.originalResource.properties.copyright

In der vergangenen Jagdsaison, die von April 2020 bis März 2021 dauerte, wurde bei 75 von 1767 im Pfälzerwald und Hochwald erlegten Wildschweinen eine Überschreitung des Grenzwerts an radioaktivem Cäsium gemessen. Dieser liegt bei 600 Becquerel pro Kilogramm Wildschweinfleisch. Der höchste Wert, der erreicht wurde, betrug 7752 Becquerel pro Kilogramm. Stichprobenartig wurden in einem landesweiten Monitoring auch Proben von Wildschweinen aus anderen Regionen im Handel überprüft. Sie waren in den vergangenen Jahren aber nicht radioaktiv belastet, meldet das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz.

Auch bei Gemüse, Obst, Milch und Fleisch von anderen Tieren finden regelmäßig Überprüfungen statt, bei denen ebenfalls keine Überschreitungen des Grenzwerts festgestellt wurden. Das liegt daran, dass Cäsium auf landwirtschaftlichen Flächen fest im Boden gebunden ist, nicht von den Pflanzen aufgenommen wird und deshalb auch nicht in die Nahrungskette gelangt.

Von den beim Tschernobyl-Unfall freigesetzten radioaktiven Isotopen ist Cäsium-137 das einzige, das heute aufgrund seiner langen Halbwertszeit noch relevant ist: Die Menge reduziert sich etwa alle 30 Jahre um die Hälfte. Zur Belastung von Schwarzwild kommt es, wenn Wildschweine große Mengen Hirschtrüffel fressen. Das sind unterirdisch wachsende Pilze, die Cäsium anreichern und von den Tieren aus dem Waldboden ausgegraben werden.