Umarmen: Was die Seite über unsere Gefühle verrät

25.01.2018

Umarmungen sind allgegenwärtig – zur Begrüßung, bei Trauer, Angst oder um Liebe und Zuneigung auszudrücken. Doch haben Sie schon einmal darauf geachtet, von welcher Seite wir uns umarmen? Ob von links oder rechts entscheiden die Gefühle, so das Ergebnis Bochumer Forscher, die über 2.500 Umarmungen ausgewertet hatten.
Die meisten Menschen tendieren dazu, ihrem Gegenüber bei einer Umarmung den rechten Arm auf die Schulter zu legen. image.originalResource.properties.copyright

Die meisten Menschen haben den Biopsychologen der Ruhr-Universität Bochum zufolge eine Vorliebe für rechtsseitige Umarmungen. Das bedeutet, dass die rechte Hand bei der Umarmung über die linke Schulter des Gegenübers gelegt wird, der Kopf ist auf der anderen Seite, wie Studienautor Julian Packheiser erklärt. In emotional aufgeladenen Situationen, sowohl in positiven wie auch in negativen, umarmen wir uns dagegen häufiger linksseitig als in neutralen Zusammenhängen. „Das ist auf den Einfluss der rechten Gehirnhälfte zurückzuführen, die die linke Körperhälfte kontrolliert und sowohl positive als auch negative Emotionen verarbeitet“, sagt Packheiser. Bei Umarmungen spielen offenbar emotionale und motorische Netzwerke im Gehirn eine Rolle und führen zu einer stärkeren Linksorientierung, wenn die Situation emotional aufgeladen ist.

Darüber hinaus stellten die Wissenschaftler fest, dass auch die Tatsache, ob jemand Rechts- oder Linkshänder ist, Voraussagen darüber zulässt, welche Hand bei der Umarmung oben ist. Wie sie in der Fachzeitschrift Psychological Research berichten, neigen Rechtshänder noch stärker als Linkshänder dazu, ihr Gegenüber von rechts zu umarmen. Ein Sonderfall sei die Umarmung zweier Männer. Hier stellten die Forscher schon in neutralen Situationen eine stärkere Linksorientierung fest. „Wir interpretieren das so, dass Männer-Umarmungen von vielen Männern als negativ angesehen und daher selbst in neutralen Situationen wie zur Begrüßung tendenziell als negativ wahrgenommen werden“, meint Privatdozent Dr. Sebastian Ocklenburg. Dementsprechend werde wegen der negativen Emotionen auch hier die rechte Gehirnhälfte aktiv und beeinflusse die motorische Ausführung nach links.

Für die Studie beobachteten die Forscher mehr als 2.500 Umarmungen. 1.000 von ihnen fanden auf einem deutschen Flughafen statt und wurden von den Forschern als emotionale Umarmungen bewertet. Um neutrale Umarmungen zu beobachten, analysierten sie 500 Umarmungen in Youtube-Videos, bei denen Schauspieler Fremden auf der Straße Umarmungen angeboten hatten. Zusätzlich ließen die Forscher 120 Studienteilnehmer im Labor eine Schaufensterpuppe umarmen, nachdem sie zuvor positive, negative oder neutrale Kurzgeschichten über Kopfhörer angehört hatten.

HH