Unfruchtbar durch Diabetes

13.09.2011

Etwa jedes zehnte Paar kann in Deutschland auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen. Dies kann an einem Diabetes liegen. Warum das so ist, erklärt Dr. Johannes Klemm, Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Winsen.
Dr. Johannes Klemm

Warum schadet Zucker den Spermien?

Klemm:

Amerikanische Studien haben ergeben, dass ein erhöhter Blutzuckerspiegel das Samenvolumen und somit auch die Fruchtbarkeit des Mannes beeinflussen kann. Im Vergleich zu Nicht-Diabetikern sollen auch DNA-Schäden an den Spermien festgestellt worden sein.

Steigt das Risiko für Fehlgeburten oder Missbildungen?

Klemm:

Sicherlich ist es bedenklich, wenn Diabeteserkrankungen Schäden am Erbgut der Spermien hervorrufen können und die Qualität der Spermien beeinflussen. Dennoch gibt es noch keine eindeutigen Beweise, dass Diabetes unfruchtbar macht oder das Risiko von Missbildungen und Fehlgeburten erhöht.

Viele Typ-2-Diabetiker leiden unter Übergewicht. Macht Fett auch unfruchtbar?

Klemm:

Fettleibigkeit allein macht nicht unfruchtbar. Dennoch zeigen Studien, dass Männer mit Normalgewicht die höchste Spermienzahl und die bessere Samenqualität aufweisen. Weshalb genau Übergewicht die Spermienqualität beeinträchtigt, ist noch unklar.

Müssen sich auch Frauen Sorgen machen?

Klemm:

Auch Unfruchtbarkeit bei Frauen kann viele Ursachen haben. Neben hormonellen Einflüssen können auch Übergewicht, Untergewicht oder Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes Gründe für eine kinderlose Beziehung sein.

Wie lautet Ihr Rat für Diabetiker mit Kinderwunsch?

Klemm:

Ein gesunder Lebensstil hilft nicht nur Diabetikern, ihr Normalgewicht zu halten und die Qualität der Spermien zu erhalten. Sollte eine Schwangerschaft trotzdem ausbleiben, rate ich den Paaren, ein Spermiogramm durchführen zu lassen. Hierbei wird das Ejakulat auf Schäden und Geschwindigkeit der Spermien untersucht. Sollten Schäden oder eine zu langsame Geschwindigkeit festgestellt werden, gibt es heute viele gute Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Peter Erik Felzer.