Warum Männer schwerer an Covid-19 erkranken

31.08.2020

Schon früh während der Pandemie wurde klar, dass Männer ein weitaus höheres Risiko haben, an dem Coronavirus zu sterben als Frauen gleichen Alters. Bislang war jedoch nicht klar, warum. Forscher der Yale University in den USA haben nun möglicherweise eine Antwort gefunden.
Das Immunsystem von Männern reagiert offenbar schwächer auf das neuartige Coronavirus. image.originalResource.properties.copyright

Weltweit treten etwa 60 Prozent der Todesfälle durch Covid-19 bei Männern auf. Eine mögliche Erklärung dafür nennt Prof. Akiko Iwasaki von der Yale University: „Wir haben festgestellt, dass Männer und Frauen unterschiedliche Arten von Immunantworten auf COVID-19 entwickeln.“

Die Forscher hatten beobachtet, dass Frauen eine robustere Immunantwort von bestimmten weißen Blutkörperchen zeigen, die Viren erkennen und beseitigen, sogenannten T-Zellen. Dies war auch bei älteren Frauen der Fall. Im Gegensatz dazu hatten ältere Männer eine schwächere T-Zell-Aktivität – je älter sie waren, desto schwächer war die Reaktion. Zudem produzierten Männer mehr Botenstoffe, die in schweren Fällen von Covid-19 zu einem gefährlichen „Zytokinsturm“ führen können - eine Überreaktion der körpereigenen Abwehr, die lebensgefährlich sein kann. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachblatt Nature veröffentlicht.

Männer könnten von anderen Behandlungen profitieren

Die Autoren folgern daraus, dass Männer und Frauen möglicherweise unterschiedliche Behandlungen benötigen: „Bei Männern könnte man die T-Zell-Reaktionen mit Impfstoffen verbessern, während bei Frauen eher die Ausschüttung von Botenstoffen gehemmt werden sollte“, sagte Iwasaki.

Da die Studie mit nur 98 Patienten mit einem Durchschnittsalter von etwa 60 Jahren durchgeführt wurde, müssen die Beobachtungen jedoch durch umfangreichere Untersuchungen bestätigt werden. Auch wenn sich die durchschnittliche Immunreaktion bei Männern und Frauen unterscheiden kann, überschneiden sie sich bei beiden Geschlechtern erheblich. Individuelle Behandlungen spielen deshalb nach wie vor die größte Rolle.

ZOU