Welche Politiker sind glücklicher?

16.03.2015

Ob Politiker glücklich sind, kann man bei ihnen erfragen oder – wenn man der Selbstauskunft nicht traut – messen. Zum Beispiel an unbewussteren Merkmalen wie Sprache und Gesichtsausdruck. Genau dies haben US-Forscher bei konservativen und liberalen Politiker gemacht. Mit erstaunlichem Ergebnis.
Ist der liberale Präsident Barack Obama glücklich? Das sollte man ihn nicht selbst fragen, sondern lieber hören, was er sagt und wie er guckt. image.originalResource.properties.copyright

Fragt man Politiker, ob sie glücklich sind, wird das eher von Konservativen bejaht. Doch entspricht das der Wahrheit? Oder geht es ihnen nur darum, als (angeblich) zufriedener Mensch in einem besseren Licht dazustehen? Indizien für die Theorie liefern jetzt die Forscher um Sean Wojcik von der US-amerikanischen University of California, Irvine, mit ihrer Untersuchung. Demnach sind Konservative nämlich weniger glücklich als Liberale. Zumindest drückten deren Gesichter und Worte größeres Glück aus.

Auf der Suche nach dem Glücksstatus der Politiker hatten Wojcik und Kollegen mehrere Quellen untersucht. Zum einen werteten sie Parlamentsreden von konservativen und liberalen Politikern sowie die Fotos eines jeden Kongressabgeordneten aus. Zum anderen gerieten Twitter- und LinkedIn-Nutzer, die entweder mit konservativen oder liberalen Firmen oder Organisationen in Verbindung gebracht werden, ins Visier der Wissenschaftler. Diese analysierten etwa 47.000 Tweets vom Kurznachrichtendienst Twitter und an die 500 Fotos von Profilen bei LinkedIn, einem sozialen Netzwerk für geschäftliche Kontakte. Dabei zeigte sich, dass Liberale in Reden und Texten eine positivere Sprache benutzten und auf Fotos stärker und echter lächelten.

Dass Konservative aber dennoch in Befragungen angeben, glücklicher zu sein, liegt Wojcik zufolge an dem Konzept der Selbstaufwertung. „Bittet man Menschen sich bezüglich positiver Eigenschaften – z.B. Intelligenz, soziale Kompetenzen oder selbst Autofahrkünste – selbst einzuschätzen, werden sich die meisten über dem Durchschnitt einordnen“, erklärt Wojcik. Dies sei aber gar nicht negativ zu bewerten. Frühere Untersuchungen hätten ergeben, dass diese Selbstaufwertung zwischenmenschlichen Beziehungen und der Produktivität und Kreativität bei der Arbeit zugutekomme.

FH