Honorarerhöhung für Apotheken: Wenig Grund zur Freude

20.09.2012

Das Kabinett hat am 19. September 2012 beschlossen, das Honorar für Apotheken um 25 Cent pro verschriebener Medikamentenpackung zu erhöhen. Die Apotheker sind damit zutiefst unzufrieden. Aponet.de befragte den Präsidenten der Apotheker, Heinz-Günter Wolf, zu den Gründen.
Heinz-Günter Wolf, Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, erklärt, warum die Apotheker mit der geringen Honorarerhöhung nicht glücklich sind. image.originalResource.properties.copyright

Das Kabinett hat beschlossen, den Apotheken mehr Honorar pro Medikamentenpackung zu genehmigen. Ein Grund zur Freude?

Wolf: Die Freude hält sich in sehr engen Grenzen. Die 25 Cent pro Packung sind nur 3 Prozent Erhöhung über einen Zeitraum von 9 Jahren - von 8,10 Euro im Jahr 2004 auf 8,35 Euro ab dem Jahr 2013. Jeder Verbraucher weiß aus eigener Erfahrung, dass die Inflation über einen so langen Zeitraum viel größer ist und somit einen echten Kaufkraftverlust bedeutet. Auch die 190 Millionen Euro für alle Apotheken in Deutschland ist nur auf den ersten Blick eine große Zahl. Davon müssen 150.000 Beschäftigte entlohnt werden. Zum Vergleich: Für alle 21.000 Apotheken bundesweit bringen die Krankenkassen nur 2,3 Prozent ihrer Gesamtausgaben auf, für ihre eigenen Verwaltungsausgaben jedoch 5,2 Prozent, also mehr als das Doppelte.

Wenn Sie die Leistungen aufzählen, die die Apotheke von dem Honorar bezahlen muss, welche sind das?

Wolf: Die Kosten kann man natürlich in Sach- und Personalkosten aufteilen. Bei den Sachkosten gehören Miete, Lager und Computer dazu. Bei den Personalkosten sind die Tariflöhne seit 2004 erheblich angestiegen. Auch hat sich die Anzahl der Beschäftigten in den Apotheken seitdem deutlich erhöht. Wenn es immer mehr hochqualifiziertes, pharmazeutisches Personal gibt und diese Beschäftigten einen anständigen Lohn für eine kompetente Patientenbetreuung bekommen, dann müssen die Krankenkassen dafür auch ein angemessenes Honorar zahlen. Das ist dann wirklich gut für die Patienten angelegt.

Gleichzeitig finden ja noch Verhandlungen über andere "Gebühren" statt, beispielsweise für den Notdienst. Wenn die ähnlich schlecht ausfallen für Sie, welche Konsequenz hätte das?

Wolf: Die Bundesregierung hat immerhin schon den ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Nun soll es endlich eine Pauschale für den Nacht- und Notdienst geben. Auch wenn die Patienten bei Inanspruchnahme jeweils 2,50 Euro Notdienstgebühr zahlen müssen, ist doch klar, dass man davon nicht das Gehalt für eine ganze Nacht oder ein halbes Wochenende finanzieren kann. In ländlichen Gebieten, wo es wenige Patienten gibt, aber die Apotheken sehr oft an der Reihe sind, könnte eine Notdienstpauschale zur Stabilisierung dieser Apotheken und damit der flächendeckenden Versorgung beitragen. Wenn jedoch solche Maßnahmen nicht bald umgesetzt werden, muss man wohl mit einem weiteren Rückgang der Apothekenzahl rechnen.

Die Fragen stellte Chefredakteurin Jutta Petersen-Lehmann.