Weniger Darmbakterien gleich weniger Übergewicht?

17.11.2015

Sie beeinflussen Leber, Haut, Gehirn und andere Organe – unsere Untermieter im Darm. Jetzt fanden Mediziner aus der Schweiz heraus, dass die Darmflora offenbar auch an der Entstehung von Übergewicht beteiligt ist.
Im Darm leben viele verschiedene Bakterienstämme, die wertvolle Dienste für unsere Gesundheit leisten. image.originalResource.properties.copyright
Im Darm leben viele verschiedene Bakterienstämme, die wertvolle Dienste für unsere Gesundheit leisten. image.originalResource.properties.copyright

Die Studie wurde mit Mäusen durchgeführt, die ohne Darmkeime geboren wurden oder durch den Einsatz von Antibiotika keine Keime mehr im Darm hatten. Erhielten die keimfreien Mäuse kalorienreiches Futter, blieben sie trotzdem dünn - während Mäuse mit einer normalen Darmflora durch das Futter an Gewicht zulegten und übergewichtig wurden. Das berichten die Wissenschaftler der Universität Genf in der Fachzeitschrift Nature Medicine. Das Fehlen der Darmbakterien setzt offenbar eine Kettenreaktion im Körper in Gang: Dabei wandeln sich weiße Fettzellen, die für Übergewicht verantwortlich sind, in sogenannte beige Fettzellen um. Diese ähneln braunem Fett, das den Körper vor einer Gewichtszunahme schützt und die Aufgabe hat, Kalorien zu verbrennen und Wärme zu produzieren. Die Umwandlung der Fettzellen, die durch das Fehlen der Darmbakterien verursacht wird, finde im Körper auch bei Bewegung oder Kälte statt, so die Forscher.

Eine Antibiotika-Therapie zur Darmsanierung und zum Abnehmen halten die Wissenschaftler allerdings für unrealistisch, nicht zuletzt im Hinblick auf mögliche Resistenzen. Allerdings hoffen sie, eines Tages die Darmflora über alternative Wege positiv zu beeinflussen und so Fettleibigkeit behandeln zu können. Vorstellbar wären zum Beispiel genau abgestimmte Antibiotika, Darmflora-Transplantate von schlanken Menschen oder der Einsatz von Viren, die spezielle Darmbakterien angreifen.

HH