Behörde sieht kein Gesundheitsrisiko durch „US-Chlorhühnchen“

11.06.2014

Bisher galten sogenannte US-Chlorhühnchen in der Debatte um das Freihandelsabkommen mit den USA als Schreckgespenst für Verbraucher. Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) winken jedoch ab. In dem ARD-Politmagazin "Report Mainz", das gestern ausgestrahlt wurde, sprachen sie sich für die keimtötende Behandlung mit Chlorverbindungen aus.
Geflügel ist vielfach mit gesundheitsschädlichen Keimen belastet. image.originalResource.properties.copyright

"Das Chlorhühnchen ist nach unserer Auffassung nicht gesundheitsschädlich für den Verbraucher", erklärte Professor Lüppo Ellerbroek, Fachgruppenleiter Lebensmittelhygiene und Sicherheitskonzepte des BfR. Damit schließt sich das BfR der Einschätzung der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA an. Diese habe laut Ellerbroek in Gutachten für die Substanzen, die bei diesem Verfahren benutzt werden, keine gesundheitlichen Gefahren für den Verbraucher festgestellt. Ellerbroek betonte: "Das deutsche Huhn ist auf keinen Fall gesünder als das US-Chlorhuhn. Ganz im Gegenteil: Wir müssen leider feststellen, dass wir ein massives Keimproblem auf deutschem Geflügel haben." Bei Proben des Instituts finde sich regelmäßig ein hoher Anteil krank machender Erreger wie Campylobacter und Salmonellen auf dem Geflügel. Der Geflügelindustrie sei es nicht in ausreichendem Maße gelungen, den Trend umzukehren, so der Experte. Die Behandlung von Geflügelfleisch mit Chlorverbindungen in den USA hingegen hält das BfR für eine effektive Methode, um die Keimbelastung auf dem Geflügelfleisch deutlich zu reduzieren und damit Erkrankungen wegen Keimen zu verhindern.

Deswegen spricht sich Ellerbroek dafür aus, in Deutschland die Behandlung von Geflügelfleisch mit Chlorverbindungen als zusätzliche Maßnahme ergänzend zu hohen Erzeugungsstandards einzuführen. „Wir dürfen kein geeignetes Mittel auslassen, um den Verbraucher vor gesundheitlichen Risiken zu schützen", sagte er in der Sendung. Auch wenn die Maßnahme ungewohnt sei, zähle sie zu den Möglichkeiten, mit denen man den Verbraucher schützen könne. Weitere namhafte deutsche Wissenschaftler teilen diese Auffassung. So erklärte Professor Reinhard Fries, Leiter des Instituts für Fleischhygiene und -technologie an der Freien Universität Berlin, im Interview mit "Report Mainz": "Die Behandlung von Geflügelfleisch mit Chlorverbindungen ist von Vorteil, weil wir damit eine weitere Möglichkeit haben, Mikroorganismen auf Geflügel und auf anderen Schlachttieren unter Kontrolle zu halten." Nach seiner Einschätzung werde die Chlorbehandlung von Geflügelfleisch in wenigen Jahren auch in Deutschland eingeführt.

RF