Wie gut wirkt der neue Cholesterinsenker Incliseran?

ZOU | 27.04.2022

Die ersten Erfahrungen mit dem Cholesterinsenker Incliseran liegen in Deutschland vor. Mit dem Medikament lassen sich gute Ergebnisse erzielen – aber nicht bei jedem, berichtete Prof. Oliver Weingärtner vom Uniklinikum Jena auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.
Hohe LDL-Cholesterinwerte erhöhen langfristig das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. image.originalResource.properties.copyright

Erste Ergebnisse einer Studie mit 117 Personen zeigen, dass der Spiegel an „schlechtem“ LDL-Cholesterin innerhalb von drei Monaten um durchschnittlich 32 Prozent gesunken war. Individuell waren die Behandlungserfolge aber recht unterschiedlich: Bei manchen kam es zu einer Senkung um bis zu 80 Prozent, während das LDL-Cholesterin bei einigen noch zugenommen hatte. Die Wirkung von Incliseran wurde durch Statine, Bempedoinsäure oder Verfahren zur Entfernung von Cholesterin aus dem Blut (Lipidapherese) nicht beeinflusst. Zusammen mit dem Cholesterinsenker Ezetimib war der Effekt stärker, in Kombination mit PCSK9-Hemmern dagegen geringer.

Aufgrund der Erkenntnisse aus den Zulassungsstudien ist damit zu rechnen, dass der Effekt noch wächst, denn dort wurde nach sechs Monaten und der doppelten Gabe des Arzneistoffs im Schnitt eine Senkung um etwa die Hälfte erreicht.

Der Arzneistoff Inclisiran ist seit einem guten Jahr in der EU zugelassen und dient der Behandlung eines erhöhten Cholesterinspiegels beispielsweise von Personen, bei denen andere Medikamente nicht ausreichend wirken oder von ihnen nicht vertragen werden. Er behindert in der Leber die Bildung von PCSK9, was dazu führt, dass mehr LDL-Rezeptoren in der Leber verfügbar sind, die LDL aus dem Blut aufnehmen. Der Weg über PCSK9 ist vermutlich ein Grund dafür, warum Incliseran bei Menschen, die nicht auf PCSK9-Hemmer ansprechen, weniger gute Ergebnisse erzielt.