Wie Zuschauer die Leistungen von Sportlern beeinflussen

Dr. Karen Zoufal | 23.06.2021

Ob Publikum im Stadion ist oder nicht, hat einen Effekt auf die Leistungen von Sportlern. Männer und Frauen reagieren darauf aber ganz unterschiedlich: Beim Biathlon-Weltcup 2020, der ohne Zuschauer ausgetragen wurde, sind Frauen schneller gelaufen, Männer dagegen langsamer als in der Saison 2018/2019.
Volle Zuschauertribünen hat es während der Corona-Pandemie nicht gegeben. Forscher haben untersucht, wie sich das auf die Leistung von Sportlern ausgewirkt hat. image.originalResource.properties.copyright

Durch die Corona-Pandemie war es möglich, den Effekt von Publikum auf Leistungssportler unter Wettkampfbedingungen zu untersuchen. Während man allgemein annimmt, dass Zuschauer bei einfachen Aufgaben mit hohen Anforderungen an die Kondition – wie z. B. Skilanglauf – zu höheren Leistungen anspornen, geht man davon aus, dass sie sich bei komplexen Aufgaben – Schießen – eher negativ auf die Leistung auswirken.

Auf Männer traf dies auch zu: Ohne Zuschauer liefen sie langsamer und schossen besser als in der Vorjahressaison. Bei den Sportlerinnen war es genau umgekehrt: Sie liefen ohne Publikum schneller und hatten beim Schießen Leistungseinbußen. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die ihre Beobachtungen in dem Fachmagazin „Psychology of Sport and Exercise“ veröffentlich haben.

„Das ist unseres Wissens das erste Mal, dass eine Studie einen so unterschiedlichen Effekt des Publikums auf Männer und Frauen zeigt“, sagte Prof. Dr. Oliver Stoll. Bisher hatte man diesbezüglich größtenteils die Leistungen von Männern untersucht. Warum sich hier so große Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen, weiß man nicht. Die Forscher weisen aber darauf hin, dass das Geschlecht als wichtiger Einflussfaktor bei psychologischen Untersuchungen wie dieser stärker berücksichtigt werden sollte.

Für die Studie wurden die Ergebnisse von 117 Weltcup-Biathletinnen und -Biathleten ausgewertet.

Quelle: 10.1016/j.psychsport.2021.101943