Zweisprachiges Aufwachsen hat dauerhafte Vorteile

Dr. Karen Zoufal | 26.01.2021

Kinder, die in einem zweisprachigen Haushalt groß werden, könnten auch später im Leben unerwartete Vorteile in Bezug auf die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung haben. Das berichten Wissenschaftler in dem Fachmagazin „Scientific Reports“.
Lernen Babys von klein auf zwei Muttersprachen, bringt das auch im Erwachsenenalter einige Vorteile. image.originalResource.properties.copyright

Die Studie zeigt zum ersten Mal, dass Erwachsene, die bereits als kleines Kind eine zweite Sprache erlernt haben, ihre Aufmerksamkeit schneller verlagern und visuelle Veränderungen schneller erkennen als Erwachsene, die nur mit einer Muttersprache aufgewachsen sind und erst später eine zweite Sprache erlernten.

Das konnten die Forscher durch zwei Experimente belegen: Zunächst betrachteten 127 Erwachsene zwei Bilder auf einem Bildschirm, von denen sich eines allmählich veränderte und das andere gleichblieb. Personen, die schon in der frühen Kindheit zwei Sprachen gelernt hatten, bemerkten diese Veränderungen viel schneller als diejenigen, die erst später zweisprachig geworden waren. In einem zweiten Experiment zeigte sich, dass Personen mit früher Zweisprachigkeit ihre Aufmerksamkeit besser kontrollieren konnten und in der Lage waren, ihren Fokus schneller von einem Bild auf ein anderes zu verlagern.

Vorteile reichen bis ins Erwachsenenalter

Schon vorher hatten die Wissenschaftler beobachtet, dass sich Säuglinge, die in zweisprachigen Familien aufwuchsen, an die vielfältigere Sprachumgebung anpassten und aufmerksamer waren. Die Ergebnisse dieser weitergehenden Untersuchungen sprechen nun dafür, dass sich die Anpassungen bis ins Erwachsenenalter bemerkbar machen.

Die Psychologin Dr. D'Souza von der britischen Anglia Ruskin University (ARU) erläuterte, auf welche Weise sich die frühe Zweisprachigkeit positiv auswirkt: „In zweisprachigen Familien aufgewachsene Säuglinge passen sich an ihre komplexeren Sprachumgebungen an, indem sie die Aufmerksamkeit schneller und häufiger wechseln. Es kann ihnen helfen, mehrere visuelle Informationsquellen wie Mundbewegungen, Gesichtsausdrücke und subtile Gesten zu nutzen, um mehrere Sprachen zu lernen.“

Quelle: DOI 10.1038/s41598-021-81545-5