Zweisprachigkeit geht auch mit Dialekten

03.05.2016

Um von den Vorteilen der Zweisprachigkeit zu profitieren, müssen Kinder offenbar gar nicht mit zwei komplett unterschiedlichen Sprachen aufwachsen. Zwei Varianten der gleichen Sprache wie bei Dialekten scheinen vollauf zu genügen. Das belegt eine neue Studie.
Während Kinder in der Schule meist die "Hochsprache" nutzen, sprechen sie in der Freizeit in vielen Gegenden einen landestypischen Dialekt. image.originalResource.properties.copyright

Die Wissenschaftler aus Großbritannien und Zypern hatten die kognitiven Fähigkeiten von Kindern untersucht, die mit zwei griechischen Sprachvarianten aufgewachsen waren: zypriotischem Griechisch und Standard-Griechisch. Im Vergleich zu Kindern, die einsprachig aufwuchsen, hatten multilinguale Kinder und solche, die mit zwei Dialekten einer Sprache groß wurden, eine Reihe von kognitiven Vorteilen. Diese betrafen zum Beispiel das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit oder die geistige Flexibilität, wie die Forscher in der Fachzeitschrift Cognition berichten.

Wahrscheinlich ist es selten, dass Kinder zwei Dialekte sprechend aufwachsen, z.B. mit Bairisch und Hessisch oder Rheinisch und Sächsisch. Die Kombination von einem Dialekt und der Standardform einer Sprache dürfte dagegen häufiger vorkommen. Die Forscher verweisen unter anderem auf den deutschsprachigen Teil der Schweiz, in dem Kinder Schweizer Hochdeutsch in der Schule sprechen und Schweizerdeutsch im Alltag. Auch in Großbritannien sei dies nicht ungewöhnlich. So werde etwa im schottischen Tiefland Schottisch und schottisches Englisch gesprochen. Allerdings seien die Kriterien, die darüber bestimmen, ob zwei Varianten einer Sprache Dialekte seien oder unabhängige Sprachen, nicht strikt objektiv und es könne darüber diskutiert werden, ob in manchen Fällen nicht eher eine Zweisprachigkeit vorliege, so die Forscher. Nichtsdestotrotz deute die Studie darauf hin, dass in Bezug auf Sprache, Vielfalt immer ein Vorteil sei. Auch wenn es sich um Dialekte handle.

HH