Pflanzliche MedizinArzneimittel

Sonnenblume als Quelle für Schmerzmittel

Dr. Karen Zoufal  |  30.06.2021

In der traditionellen Medizin wurden Sonnenblumenextrakte wegen ihrer entzündungshemmenden und schmerzstillenden Eigenschaften verwendet. Forscher haben nun ein Eiweiß aus Sonnenblumenkernen so verändert, dass es als Medikament zur Behandlung von Bauchschmerzen oder Entzündungen im Magen-Darm-Trakt zum Einsatz kommen könnte. Obwohl es eine ähnliche Wirkung entfacht wie Opioide, macht es nicht abhängig.

Nahansicht einer Sonnenblume.
Ein Wirkstoff aus den Sonnenblumenkernen soll Schmerzen bei entzündlichen Darmerkrankungen lindern.
© Salma_lx/iStockphoto

Insgesamt 19 Varianten eines Eiweißes aus der Sonnenblume hat ein Forschungsteam im Labor hergestellt und auf ihre pharmakologische Wirkung getestet. Eine davon erwies sich als besonders vielversprechender Kandidat für ein innovatives Schmerzmittel: Sie ist äußerst stabil und hochwirksam, aber die Wirkung bleibt örtlich begrenzt.

Der Wirkstoff bindet an eine bestimmte Bindungsstelle, über die auch die Opioide wirken, – ähnlich wie Morphium. Im Gegensatz zu Morphium und anderen Opioid-haltigen Schmerzmitteln gelangt der modifizierte Wirkstoff aus der Sonnenblume jedoch nicht ins Gehirn. Deshalb ist das Risiko einer Abhängigkeit gering. Zudem verändert er sehr spezifisch nur die Schmerzweiterleitung, so dass es nicht zu den typischen Opioid-Nebenwirkungen kommt. Dies konnte das Forschungsteam bereits in ersten Tierversuchen mit Mäusen bestätigen. In Form von Tabletten könnte man mit diesem Wirkstoff Schmerzen im Magen-Darm-Trakt behandeln, zum Beispiel bei entzündlichen Darmerkrankungen.

Das Forschungsteam der MedUni Wien, das die Ergebnisse in der Zeitschrift „Journal of Medicinal Chemistry“ veröffentlicht hat, nutzt den Bauplan der Natur, um optimierte Medikamente zu entwickeln. Es durchsucht große Datenbanken mit genetischen Informationen von Pflanzen und Tieren nach potenziellen Wirkstoffen und testet sie auf ihre Wirkung. Um diese zu optimieren, werden Wirkstoffkandidaten auf Basis des natürlichen Bauplans leicht modifiziert und im Labor hergestellt.

Quelle: DOI 10.1021/acs.jmedchem.1c00158

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