Akanthamöben: Im Pool oder See besser auf Kontaktlinsen verzichten

DOG/RF | 09.05.2022

Ab Mai startet die Badesaison im Freien. Wer Kontaktlinsen nutzt, nimmt sie vor dem Schwimmen besser heraus und hält den Kopf über Wasser, rät ein Experte der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Denn Kontaktlinsen sind das größte Risiko für eine Hornhautentzündung mit Akanthamöben.
Baden im See: Es gibt bei warmem Wetter kaum etwas Schöneres. Kontaktlinsenträger nehmen die Sehhilfen jedoch vor dem Schwimmen am besten heraus. image.originalResource.properties.copyright

Akanthamöben sind winzige Parasiten, die überall vorkommen und gedeihen – im Boden wie im Wasser, ob frisch oder verschmutzt. „Nisten sich Akanthamöben in der Hornhaut ein, können sie eine schwerwiegende, hartnäckige Entzündung hervorrufen, die sogenannte Akanthamöben-Keratitis“, erklärt Professor Dr. med. Björn Bachmann vom Zentrum für Augenheilkunde an der Universität zu Köln.

Kommt es zu einer Infektion mit Akanthamöben, macht sich die Erkrankung mit Schmerzen, verschlechtertem Sehvermögen und Rötung der Augen bemerkbar. „Die Schmerzen sind teils auffällig stark“, berichtet Bachmann. „Die Betroffenen sind zudem blendungsempfindlich und kneifen häufig die Augen.“ Wer Kontaktlinsen trägt und innerhalb der ersten Woche nach einem Badeausflug auffällig starke Augenschmerzen sowie eine Rötung entwickelt, sollte nicht zögern und sich sofort in augenärztliche Behandlung begeben, rät Bachmann. „Antibiotika alleine helfen gegen die Erkrankung nicht“, betont er. Man bekämpft die Parasiten mit desinfizierenden Mitteln, mit Antiseptika. „Das kann sehr lange dauern und Monate intensiver Therapie erfordern“.

Eine häufige Infektionsquelle, aus der die Akanthamöben stammen, ist abgestandenes Wasser – schlecht gereinigte Pools und ungenügend gechlorte Freibäder, mitunter sogar Leitungswasser, das für die Kontaktlinsenreinigung verwendet wird „Deshalb sollte man beim Schwimmen keine Kontaktlinsen tragen“, warnt Bachmann. „Wenn doch, dann bitte nicht untertauchen und dabei womöglich noch die Augen unter Wasser öffnen, ohne eine Taucherbrille zu tragen.“

Der DOG-Experte rät zudem, auf eine besonders sorgfältige Hygiene im Umgang mit den Haftschalen zu achten: „Hauptursache für eine Akanthamöben-Keratitis ist die fehlerhafte Reinigung der Haftschalen. Deshalb für die Reinigung kein Leitungswasser verwenden, regelmäßig die Behältnisse wechseln und die Aufbewahrungsflüssigkeit nach den Angaben des Herstellers anwenden und erneuern.“

Etwa 90 Prozent aller Menschen, die an einer Akanthamöben-Keratitis erkranken, tragen weiche Kontaktlinsen. „Die Akanthamöben-Hornhautentzündung ist überhaupt erst in Erscheinung getreten, seit es Kontaktlinsen gibt“, berichtet Bachmann. Denn weiche Kontaktlinsen verschlechtern die Sauerstoffversorgung der Hornhaut und machen sie anfälliger für winzige Verletzungen an der Oberfläche. „So können die Parasiten leichter in die Hornhaut eindringen.“