Arzneimittelfälschungen: ARD-Tatort mit brisantem Thema

22.09.2014

Über 13 Millionen Menschen sahen gestern den „Tatort“ in der ARD. Eine Rekordeinschaltquote für den Fernsehkrimi. Es gab zwar in der Reihe schon spannendere Folgen, doch wie brisant das Thema Arzneimittelfälschungen ist, vor dessen Hintergrund sich die Handlung entwickelte, lässt sich an aktuellen Ermittlungsergebnissen von Interpol und deutschen Arzneimittelbehörden ablesen.
Eine Ärztin, die den Arzneimittelfälschern auf die Spur kam, wurde ermordet. Gerichtsmedizinerin Haller (rechts, ChrisTine Urspruch) und Hauptkommissar Thiel (Axel Prahl) besprechen die Todesursache. image.originalResource.properties.copyright

Dass gefälschte Arzneimittel, wie im Tatort beschrieben, in offizielle Vertriebskanäle gelangen, ist zwar noch selten, doch mittlerweile Realität. 125 Medikamentenrückrufe aufgrund von Fälschungen wurden bisher im Jahr 2014 gezählt. Anders als von Hauptkommissar Thiel und Professor Boerne im Fernsehkrimi ermittelt, stammten diese Fälschungen jedoch nicht aus unlauteren Machenschaften von Krankenhausapotheken. In der Realität waren es allesamt sogenannte Parallelimporte. Das erklärte Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, letzte Woche auf dem Apothekertag in München. Bisher sei jedoch kein Fall bekannt, in dem ein Präparat über den offiziellen Vertriebskanal tatsächlich an einen Patienten gelangt sei - auch das ein wesentlicher Unterschied zum Szenario im Tatort. Bei Parallelimporten handelt es sich um Arzneimittel, die im Ausland für ein anderes Land hergestellt, aber stattdessen nach Deutschland eingeführt werden.

Um den Schutz der Patienten vor gefälschten Medikamenten zu erhöhen, setzen sich Apotheker dafür ein, die teils sehr verschlungenen Vertriebswege von Arzneimitteln nachvollziehbarer zu machen. Ein zentraler Punkt dabei ist das Projekt securPharm, mit dem sich die Echtheit von Medikamenten belegen lässt. Darüber hinaus sprechen sich die Apotheker dafür aus, die Importquote für Medikamente abzuschaffen. Diese schreibt dem Apotheker vor, mindestens 5 Prozent seines Fertigarzneimittel-Umsatzes auf Kassenrezepten mit importierten Arzneimitteln zu bestreiten.

Der Löwenanteil der Medikamentenfälschungen stammt jedoch nach wie vor von dubiosen Internet-Versendern aus dem Ausland. Die faule Ware gelangt unter Umgehung der Apotheke über Onlinebestellungen auf dem Postweg direkt an den an den Verbraucher. Um welche Mengen es sich dabei handelt, zeigen die Ergebnisse einer Aktion im Mai 2014, bei der sich 111 Staaten unter der Leitung der internationalen Polizeibehörde Interpol zusammengeschlossen hatten. Dabei wurden weltweit innerhalb einer Woche gefälschte Arzneimittel im Wert von umgerechnet rund 26 Millionen Euro sichergestellt. Mehr als 10.600 Internetseiten wurden geschlossen, 237 Personen wurden verhaftet.

RF