Aus A oder B mach 0: Bakterienenzym verändert Blutgruppe

22.08.2018

A, B, AB oder 0 – geht es um Bluttransfusionen, spielt die Blutgruppe eine entscheidende Rolle. Die einzige ohne Antigene, die damit universell einsetzbar ist, ist die Blutgruppe 0. Jetzt haben kanadische Forscher einen Weg entdeckt, wie sich andere Blutgruppen in diese umwandeln lassen könnten.
Bei Blutspenden ist besonders die Blutgruppe 0 gefragt, da sie universell einsetzbar, aber selten ist. image.originalResource.properties.copyright

Blutgruppen unterscheiden sich durch das Vorhandensein oder Fehlen von A- oder B-Antigenen. Die Universalblutgruppe 0 besitzt zum Beispiel keines der beiden Antigene. Wenn man A- oder B-Antigene von der Oberfläche der roten Blutkörperchen entfernte, könnte man somit aus Blutgruppe A oder B die Blutgruppe 0 machen, erklärt Stephen Withers von der University of British Columbia. Withers und Kollegen haben entdeckt, dass Enzyme aus dem menschlichen Darm dies schaffen könnten und zwar dreißigmal effizienter als zuvor untersuchte Enzyme.

Mit Hilfe der sogenannten Metagenomik, bei der ein Erbgut-Mix aller in einer Umgebung vorkommenden Organismen untersucht wird, hatte das Team um Withers nach potenziellen Enzym-Kandidaten gesucht. Die Forscher hatten zunächst überlegt, das Erbgut von Moskitos oder Blutegeln genauer unter die Lupe zu nehmen, von Lebewesen also, die menschliches Blut abbauen. Letztlich fanden sie jedoch in der menschlichen Darmflora geeignete Enzym-Kandidaten. Im Darm kleiden spezielle mit Zuckern versehene Eiweiße, die sogenannten Mucine, die Darmwand aus. Ihre Zucker dienen Darmbakterien als Bindungsstellen und ernähren sie. Einige dieser Mucin-Zucker ähnelten in ihrer Struktur den Antigenen der Blutgruppen A und B, erklären die Forscher. Deshalb konzentrierten sie sich auf Enzyme, mit denen die Bakterien den Zucker aus dem Mucin entfernen. Dabei entdeckten sie eine neue Enzym-Familie, die sich als sehr effektiv herausstellte.

„Ich bin optimistisch, dass wir einen sehr interessanten Kandidaten haben. um gespendetes Blut in einen Universaltypen umzuwandeln“, ist sich Withers sicher. „Natürlich müssen noch viele klinische Studien durchlaufen werden, um sicherzustellen, dass keine negativen Folgen auftreten. Aber es sieht sehr vielversprechend aus“, so der Forscher, der die Ergebnisse auf einer Tagung der American Chemical Society in Boston vorstellte.

HH

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