Bandscheibe: Jeder Dritte wird vorschnell operiert

13.12.2016

Bei einem Bandscheibenvorfall unterziehen sich viele Patienten lieber einer Operation, anstatt konservative Behandlungsmethoden voll auszuschöpfen. Eine Studie am Hamburg Center for Health Economics (HCHE) zeigt sogar, dass jeder dritte Bandscheiben-Patient zu schnell operiert wird.
Vor allem Berufstätige erhoffen sich von einer Bandscheiben-Operation, schnell wieder einsatzfähig zu sein. image.originalResource.properties.copyright

Bei einem Drittel der Befragten wurden konservative Therapieverfahren wie Krankengymnastik, Massagen, Schmerztherapie sowie Injektionsbehandlungen nicht konsequent verfolgt oder es wurde sogar trotz Ansprechens der Therapie operiert. Die Patienten hielten die OP dabei meistens für den richtigen Weg: Insbesondere Berufstätige sorgten sich, ohne Operation ihren Job nicht mehr ausüben zu können. Außerdem waren sie der Überzeugung, dass ein Eingriff die bessere Möglichkeit sei, um die Schmerzen zu beheben. Zwar kommt es im Falle einer Bandscheiben-Operation oftmals zu einer Linderung der Beschwerden, doch immerhin zehn Prozent der Operierten leiden nachhaltig unter Komplikationen. Frühere Studien hätten den Forschern zufolge zudem gezeigt, dass eine konservative Behandlung mittelfristig die Beschwerden ebenso lindert wie eine Operation, jedoch weniger Kosten verursacht und vor allem keinerlei Operationsrisiken birgt.

Die Studie zeigt auch, dass diejenigen, die sich vor einem Eingriff eine zweite Meinung eingeholt hatten, häufiger konservativ therapiert wurden. „Dies zeigt, wie wichtig es ist, entsprechende Beratungsangebote auszubauen“, erklärt HCHE-Forscher Prof. Dr. Mathias Kifmann und regt an, konservative Therapien insbesondere für Berufstätige besser verfügbar zu machen. In Anbetracht der oft zeitintensiven Therapien, die über sechs bis acht Wochen erfolgen sollen, könnten auch spezialisierte Angebote für bestimmte Berufsgruppen von Nutzen sein. Für die HCHE-Studie wurden insgesamt mehr als 6.000 Versicherte der Barmer GEK befragt, die 2014 und 2015 an der Bandscheibe operiert wurden.

HCHE/NK