Depression: Patienten erhalten zu selten Psychotherapie

02.10.2018

Heute werden sieben Mal so viele Tabletten gegen Depressionen verordnet wie vor 25 Jahren. Doch nur jeder fünfte bis sechste Patient, der ein Antidepressivum einnimmt, geht auch zur Psychotherapie. Dies entspricht nicht den aktuellen Leitlinien zur Behandlung von Depressionen.
Experten sind sich einig: Viel mehr Patienten, die unter einer Depression leiden, sollten eine psychotherapeutische Behandlung bekommen. image.originalResource.properties.copyright

„Mit der jährlich verordneten Menge an Antidepressiva könnten 3,8 Millionen Menschen das ganze Jahr über mit Tabletten versorgt werden“, so Prof. Dr. Gerd Glaeske, Apotheker und Gesundheitswissenschaftler aus Bremen. Diese Realität stimme nicht mit den Vorgaben der aktuellen Leitlinien überein.

Diese sehen für die Behandlung von leichten Depressionen Antidepressiva nur in wenigen Ausnahmefällen vor und empfehlen sie primär für die Behandlung mittelschwerer und schwerer Depressionen. „Doch selbst bei mittelschweren Depressionen sind Medikamente nicht mehr automatisch das Mittel der Wahl. Hier gilt es, gemeinsam mit dem Patienten abzuwägen, ob eine Pharmakotherapie notwendig und sinnvoll ist“, so Glaeske.

Bei leichten und mittelschweren Depressionen sollten laut Leitlinien psychotherapeutische Behandlungsformen im Vordergrund stehen. Selbst bei schweren Fällen helfen sie in Kombination mit Antidepressiva. Diese Vorgaben werden in Deutschland aktuell nicht umgesetzt. Weniger als jeder fünfte Patient mit Depressionen geht zum Psychotherapeuten.

Dies liegt sicher auch daran, dass fünf bis sechs von zehn Patienten wegen ihrer Beschwerden ausschließlich ihren Hausarzt aufsuchen. Aus Unterlagen der Krankenkassen geht hervor, dass im hausärztlichen Bereich besonders gern der Wirkstoff Opipramol verordnet wird, der sich in seiner Wirkungsweise deutlich von anderen Antidepressiva unterscheidet, indem der angstlösende und stimmungsaufhellende Effekt im Vordergrund steht.

SK