Natascha Schleif
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26.04.2025 08:03 Uhr
Eine Depression ist mehr als nur ein Stimmungstief: Es handelt sich um eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die Körper und Seele gleichermaßen betrifft. Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, sie können in jedem Alter auftreten und verlaufen oft schleichend.
Laut Weltgesundheitsorganisation leiden weltweit 280 Millionen Menschen an Depressionen. In Deutschland erkranken etwa fünf Millionen Menschen pro Jahr an einer Depression – das entspricht rund sechs Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Im Laufe des Lebens ist etwa jede fünfte Person betroffen. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer.
Depressionen können in unterschiedlicher Ausprägung auftreten – von leichten, vorübergehenden Episoden bis hin zu schweren, chronischen Verläufen. Viele Betroffene haben zusätzlich körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Appetitverlust oder Schmerzen. Unbehandelt kann eine Depression das soziale Leben, die Arbeitsfähigkeit und die Gesundheit stark beeinträchtigen.
Die gute Nachricht: Depressionen sind gut behandelbar. Eine Kombination aus Psychotherapie, medikamentöser Behandlung und gezielten Veränderungen im Alltag kann helfen, den Weg zurück ins Leben zu finden.
Symptome einer Depression
Eine Depression kann sich auf ganz unterschiedliche Weise äußern. Neben der gedrückten Stimmung stehen häufig körperliche und emotionale Beschwerden im Vordergrund. Viele Betroffene merken zunächst gar nicht, dass hinter ihrer Erschöpfung oder Antriebslosigkeit eine Depression steckt.
Typische Symptome:
- Anhaltende Niedergeschlagenheit oder Gefühllosigkeit
- Verlust von Freude und Interesse – auch an früher wichtigen Dingen
- Antriebslosigkeit, schnelle Erschöpfbarkeit, das Gefühl, „nicht mehr zu können“
Häufige zusätzliche Beschwerden:
- Schlafstörungen, frühes Erwachen, nicht erholsamer Schlaf
- Appetitlosigkeit oder vermehrtes Essen
- Konzentrations- und Entscheidungsschwierigkeiten
- Innere Unruhe oder starke Verlangsamung
- Gefühle von Wertlosigkeit, Schuld oder Versagen
- Körperliche Symptome wie Schmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder Druck auf der Brust
- Rückzug aus dem sozialen Leben, Selbstzweifel
- In schweren Fällen: Gedanken an den Tod oder Suizidgedanken
Eine Depression liegt vor, wenn mindestens zwei Hauptsymptome und zwei zusätzliche Beschwerden über mehr als zwei Wochen anhalten und das tägliche Leben spürbar beeinträchtigen.
Verlauf
Depressionen verlaufen sehr unterschiedlich – in Dauer, Ausprägung und Erscheinungsbild. Sie können schleichend beginnen oder plötzlich auftreten. Ohne Behandlung besteht die Gefahr, dass sich die Symptome verstärken oder chronisch werden.
Typisch ist ein episodischer Verlauf: Die depressive Phase dauert meist mehrere Wochen oder Monate und klingt dann wieder ab. Manche Menschen erleben nur eine Episode, bei anderen kommt es zu wiederkehrenden Schüben oder einem dauerhaft niedrigen Stimmungstief. Man spricht dann von einer rezidivierenden oder chronischen Depression.
Formen von Depressionen
- Die unipolare Depression ist die häufigste. Sie äußert sich in depressiven Episoden ohne manische Phasen.
- Eine Dysthymie ist eine leichtere, aber langanhaltende Form, bei der die Symptome über Jahre bestehen können.
- Bei der bipolaren Störung wechseln sich depressive und manische Phasen ab.
- Eine saisonale Depression tritt meist im Herbst und Winter auf, ausgelöst durch Lichtmangel.
- Die postpartale Depression kann nach der Geburt auftreten – bei Müttern und Vätern.
- Bei einer funktionalen Depression wirken Betroffene nach außen leistungsfähig, leiden aber innerlich stark. Diese Form bleibt oft lange unerkannt.
Viele Fachleute beschreiben den Verlauf einer Depression in fünf typischen Phasen: Zunächst werden erste Anzeichen wie Erschöpfung oder Rückzug verdrängt oder verharmlost. Danach setzt sich die depressive Stimmung durch, der Alltag wird zunehmend belastend. In einer dritten Phase verschärfen sich die Symptome, häufig kommt es zu sozialem Rückzug. Erst wenn Betroffene ihre Situation als Krankheit erkennen, wird aktiv Hilfe gesucht. In der letzten Phase beginnt die Genesung – mit Therapie, Unterstützung und Rückfallprophylaxe.
Je früher eine Depression erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Ursachen einer Depression
Eine Depression entsteht meist durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren – körperliche, psychische und soziale Aspekte können eine Rolle spielen. Häufig gibt es keinen einzelnen Auslöser, sondern ein Zusammenspiel aus Veranlagung, Lebenssituation und Belastungen.
Mögliche Ursachen und Auslöser:
- Ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn (z. B. Serotonin, Noradrenalin, Dopamin) kann die Stimmung beeinflussen.
- Wenn nahe Verwandte betroffen sind, kann es eine genetische Disposition geben.
- Starke hormonelle Veränderungen, wie in der Schwangerschaft, nach der Geburt oder in den Wechseljahren, können dazu beitragen.
- Geringes Selbstwertgefühl, Perfektionismus oder ein ausgeprägtes Pflichtgefühl können das Risiko erhöhen.
- Stress, Überforderung, Trennung, Verlusterlebnisse oder traumatische Erfahrungen können eine Depression auslösen.
- Chronische Schmerzen, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen können depressive Symptome verstärken.
- Manche Arzneimittel (z. B. Kortison, Betablocker) sowie Alkohol- oder Drogenmissbrauch können depressive Verstimmungen begünstigen.
- Einsamkeit, Isolation, finanzielle Sorgen oder Konflikte im privaten oder beruflichen Umfeld zählen zu den häufigsten Risikofaktoren.
Nicht alle Menschen reagieren auf belastende Situationen mit einer Depression. Ob eine Erkrankung entsteht, hängt auch von der individuellen psychischen Widerstandskraft – der sogenannten Resilienz – ab.
Diagnose: Wie macht sich eine Depression bemerkbar?
Eine Depression ist nicht immer leicht zu erkennen – weder für die Betroffenen selbst noch für ihr Umfeld. Viele schämen sich für ihre Symptome oder denken, sie müssten sich „zusammenreißen“. Dabei ist eine Depression eine ernsthafte Erkrankung, die fachlich behandelt werden sollte.
Die Diagnose erfolgt durch Ärztinnen, Ärzte oder Psychotherapeutinnen und -therapeuten anhand eines ausführlichen Gesprächs.
Wichtige Schritte zur Diagnose:
- Anamnese: Dabei werden aktuelle Beschwerden, Veränderungen im Verhalten, Stimmung und Schlaf sowie mögliche Auslöser besprochen.
- Fragebögen: Standardisierte Tests (z. B. PHQ-9 oder Beck-Depressions-Inventar) helfen, die Ausprägung der Symptome besser einzuordnen.
- Ausschluss anderer Erkrankungen: Körperliche Ursachen wie Schilddrüsenstörungen, Vitaminmangel oder chronische Entzündungen müssen ausgeschlossen werden. Dafür können Bluttests oder weitere Untersuchungen notwendig sein.
- Bei der Diagnose ist es wichtig, auch andere psychische Erkrankungen wie Angststörungen, bipolare Störungen oder Burn-out abzugrenzen – denn viele Symptome überschneiden sich.
Wer sich über längere Zeit traurig, erschöpft oder leer fühlt, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Therapie: So wird eine Depression behandelt
Depressionen sind gut behandelbar. Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und wird individuell angepasst. In der Regel basiert sie auf mehreren Säulen: Psychotherapie, medikamentöse Behandlung und Unterstützung durch Bewegung, Struktur und soziale Kontakte.
Psychotherapie:
- Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gehört zu den wirksamsten Verfahren. Sie hilft, negative Denkmuster zu erkennen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
- Auch tiefenpsychologische Verfahren oder interpersonelle Therapieformen können eingesetzt werden, besonders bei tieferliegenden Konflikten oder Beziehungsproblemen.
- Bei leichten Depressionen kann auch eine Online-Therapie oder ein psychologisches Coaching hilfreich sein.
Medikamentöse Behandlung:
- Antidepressiva können bei mittleren bis schweren Depressionen helfen, den Hirnstoffwechsel zu stabilisieren.
- Sie wirken stimmungsaufhellend, angstlösend und stabilisierend – brauchen aber meist einige Wochen, bis der Effekt spürbar wird.
- Die Einnahme sollte immer ärztlich begleitet und nicht abrupt beendet werden.
Unterstützende Maßnahmen:
- Tagesstruktur: Feste Zeiten für Schlaf, Mahlzeiten und Aktivitäten geben Halt.
- Bewegung: Schon regelmäßige Spaziergänge oder leichtes Training können die Stimmung positiv beeinflussen.
- Soziale Kontakte: Der Austausch mit anderen kann helfen, sich weniger allein zu fühlen. In diesem Zusammenhang sind auch Selbsthilfegruppen eine vielversprechende Option.
- Entspannungstechniken: Yoga, Meditation oder Achtsamkeitsübungen unterstützen zusätzlich.
In schweren Fällen oder bei akuter Suizidgefahr kann auch eine stationäre Behandlung in einer psychiatrischen Klinik notwendig sein.
Was die Apotheke rät
- Pflanzliche Präparate mit Johanniskraut können bei leichten depressiven Verstimmungen helfen – jedoch nicht mit anderen Antidepressiva kombinieren und immer Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (z.B. der Antibabypille) beachten.
- Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin B12, Vitamin D oder Magnesium können sinnvoll sein – insbesondere bei nachgewiesenem Mangel.
- Beruhigende Mittel mit Baldrian, Lavendel oder Passionsblume unterstützen bei innerer Unruhe oder Einschlafproblemen.
- Aufklärung zu Medikamenteneinnahme: Bei Antidepressiva ist die richtige Einnahme besonders wichtig. In der Apotheke erhalten Sie Hinweise zu Einnahmezeiten, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen.
Depression kurz zusammengefasst
- Depressionen sind häufige, ernstzunehmende psychische Erkrankungen mit Symptomen wie Antriebslosigkeit, Traurigkeit und Interessenverlust.
- Sie entstehen durch ein Zusammenspiel biologischer, psychischer und sozialer Faktoren.
- Die Diagnose erfolgt durch Fachpersonal, oft mithilfe von Gesprächen und Fragebögen.
- Die Behandlung kombiniert Psychotherapie, Medikamente und unterstützende Maßnahmen im Alltag.
- Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung.
Quellen