Diabetes: Zu schnelle Blutzuckersenkung begünstigt Nervenschäden

05.02.2015

Ziel einer Diabetes-Therapie ist es, den Blutzuckerspiegel langfristig abzusenken. Eine neue Studie deutet jetzt darauf hin, dass dies nicht zu rasch geschehen sollte. Ein schnelles Absenken könnte das Risiko für schmerzhafte Nervenschäden – eine sogenannte diabetische Polyneuropathie – erhöhen, heißt es von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).
Mit Insulin lässt sich der Blutzucker senken. Die Senkung sollte allerdings mit Bedacht geschehen, da sonst Nervenschäden drohen. image.originalResource.properties.copyright

Die Studie, auf die sich die DGN bezieht, wurde im Fachblatt Brain veröffentlicht. Für die Forschungsarbeit hatten die US-Neurologen Christopher H. Gibbons und Roy Freeman von der Harvard Medical School Daten von 910 Diabetikern, die in einer Fachklinik auf eine diabetische Neuropathie hin untersucht worden waren, analysiert. Wie die Forscher berichten, entwickelten beinahe zwei von drei der Patienten, deren Blutzucker-Langzeitwert HbA1c sich innerhalb von drei Monaten um mindestens zwei Prozent verbesserte, eine solche Neuropathie. Von den Diabetikern, deren HbA1c-Werte sich langsamer oder gar nicht verbesserten, litt dagegen nur etwa jeder 23. unter den Nervenschäden. Aus der Studie lässt sich schließen, dass Polyneuropathien nach einer erfolgreichen Blutzuckersenkung offenbar stärker verbreitet sein könnten als bisher angenommen.

„Diese Arbeit ist von großer praktischer Bedeutung“, sagt Professor Claudia Sommer von der DGN. Sollten sich die Befunde bestätigen, müsste der Stoffwechsel bei Patienten mit Diabetes in Zukunft deutlich langsamer normalisiert werden, so die Neurologin. „Der naheliegende Ratschlag wäre daher, den HbA1c-Wert mit Bedacht abzusenken, und zwar wie die Autoren selbst vorschlagen, um weniger als 2 Prozent in drei Monaten“, sagt Sommer. Den DGN-Experten zufolge klagen 13 bis 26 Prozent der Diabetes-Patienten unter chronischen Schmerzen aufgrund einer diabetischen Polyneuropathie.

HH