Cholera: Forscher entwaffnen Durchfall-Erreger

17.09.2014

Um ihre schädliche Wirkung zu entfalten, müssen die Bakterien, die die schwere Durchfallerkrankung Cholera auslösen, erkennen, wann sie in einem geeigneten Wirt – z.B. einem Menschen – angekommen sind. Forschern ist es jetzt gelungen, die Durchfall-Erreger so zu sabotieren, dass sie genau das nicht mehr bemerken.
Der Erreger der Cholera, Vibrio cholerae, kann seine schädliche Wirkung erst entfalten, wenn in seiner Umgebung die richtige Temperatur - wie z.B. in menschlichen Darm - herrscht. image.originalResource.properties.copyright

Das entscheidende Erkennungs-Signal für die Cholera-Bakterien sei ein Anstieg der Umgebungstemperatur auf 37°C, also auf die Körpertemperatur des Menschen. Diesen Anstieg registrierten die Bakterien mit einer Art Thermometer, schreiben die Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der University of Texas in der Fachzeitschrift PNAS.

Das "Bakterien-Thermometer" befindet sich in der Boten-RNA der Bakterien. Bei der RNA handelt es sich um eine Abschrift des Erbguts, die als Vorlage für den Bau von Eiweißstoffen dient, in diesem Fall eines Proteins, das die Anheftung des Bakteriums an die Darminnenwand und die Herstellung des typischen Bakterien-Gifts steuert. Bei niedrigen Temperaturen, zum Beispiel in Wasser, hat das Thermometer eine Struktur, die verhindert, dass das Protein gebaut wird. Wird die Umgebung nun wärmer, verändert sich die Struktur jedoch und das Bakterium kann seine gefährliche Wirkung entfalten.

Den Forschern gelang es nun in Versuchen mit Mäusen, das RNA-Thermometer zu sabotieren und damit zu verhindern, dass es seine Struktur verändert. "Damit haben wir den Cholera-Erreger buchstäblich auf Eis gelegt", so Professor Dr. Franz Narberhaus von der RUB. Die so veränderten Bakterien waren nicht mehr in der Lage, den Darm von Mäusen zu besiedeln, und wurden somit unschädlich gemacht. In der Zukunft könnten die neuen Erkenntnisse vielleicht zu Medikamenten führen, mit deren Hilfe der schweren Druchfallerkrankung mit oft lebensgefährlichem Flüssigkeitsverlust beizukommen wäre, so die Hoffnung.

HH