Glückshormone weisen den Organen den Weg

19.12.2011

Glückshormone sorgen dafür, dass Lebewesen ihr Herz am rechten Fleck haben. Möglicherweise beugen sie auch Krebs vor.
Glücklich und das Herz am rechten Fleck? Hier war Serotonin am Werk. image.originalResource.properties.copyright
Glücklich und das Herz am rechten Fleck? Hier war Serotonin am Werk. image.originalResource.properties.copyright

Glückshormone wie Serotonin können mehr, als Menschen zu einem Wohlgefühl zu verhelfen. Sie wirken schon lange, bevor ein Lebewesen das Licht der Welt erblickt. Dies zeigen Ergebnisse von Studien, die Zoologen der Universität Hohenheim durchgeführt haben. Am Beispiel von Fröschen fanden sie bisher unbekannte Aufgaben bestimmter Botenstoffe.

So sorgt beim sich entwickelnden Embryo ein fein abgestimmtes Zusammenspiel des Glückshormons Serotonin und eines Botenstoffs mit dem Namenskürzel Wnt dafür, dass Organe wie Herz, Leber und Milz an die richtigen Stellen rutschen. Dies geschieht über einen ausgeklügelten Mechanismus. Nach der Befruchtung teilt sich die Eizelle zunächst in Form eines symmetrischen Zellhaufens. Doch schon nach wenigen Stunden lassen Serotonin und Wnt winzige Geißelhärchen auf speziellen Zellen wachsen, die sich propellerartig drehen. Diese Bewegung löst einen Flüssigkeitsstrom an der Zelloberfläche aus, der sich zielstrebig von rechts nach links bewegt. Erst dieser Reiz schaltet in einem Teil der Zellen jene Erbanlagen an, die dafür zuständig sind, dass die Organe ihren Platz im Körper finden. Grundvoraussetzung ist, dass Serotonin und Wnt, zusammenspielen. "Wenn einer von beiden fehlt, kommt der Prozess gar nicht erst in Gang. Dann bilden sich Defekte im Embryo aus", erläuterte Entwicklungsbiologe Professor Dr. Martin Blum.

Dass die beiden Botenstoffe perfekt zusammenspielen, scheint auch für erwachsene Menschen lebensnotwendig zu sein. Andernfalls "teilen sich Zellen, die sich einfach nicht teilen sollen", erklärte Blum weiter. Ein mögliches Ergebnis wäre Krebs. Denn "dessen Tumore bestehen aus Zellen, die denen eines Embryos näher stehen, als denen eines Erwachsenen". Die Hohenheimer Forscher hoffen, dass sich ihre Grundlagenforschung künftig auch für neue Ansätze in der Krebstherapie nutzen lässt. "Der erste Schritt wäre, an Krebspatienten zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen Erkrankung und Serotoninspiegel gibt", so Blum.

MP