Die Leber - Industriepark in der Körpermitte

Die Leistungen der Leber gleichen der eines gigantischen Industrieparks. Und doch passt diese menschliche Fabrik in ein kleines anderthalb Kilo schweres Paket im menschlichen Oberbauch. Lesen Sie, was die Leber leistet, was ihr schadet und wie man sie gesund erhält.

Leber
© J. Hofmann/SIGN

Unzählige Enzyme und komplizierte Regelkreise absolvieren ohne jede Pause ihr Pensum, machen Überstunden, wenn unerwartet zu später Stunde noch eine Kalbshaxe oder einige Flaschen Bier geliefert werden. Selbst wenn die Hälfte des Leberbetriebes schon still liegt, weil das Gewebe durch völlige Überlastung chronisch krank und damit arbeitsunfähig wurde, tut der verbleibende Rest der Leber immer noch klaglos seinen Dienst. So lange es geht, kennt diese Fabrik keinen Streik. Doch wie im Leben führen Sorglosigkeit und Unvermögen der Inhaber zu einem vergifteten Betriebsklima. Und plötzlich kommt das böse Erwachen.

Ein lebenswichtiges Organ

Bei der kleinen Fabrik in unserem Bauch heißt dies: Das Gewebe ist überwiegend verfettet und damit unbrauchbar. Die Leber produziert falsche Substanzen, die das Gehirn vernebeln. Das Blut staut sich vor der Leber und bildet die gefürchteten Krampfadern in der unteren Speiseröhre. Es kommt zu inneren Blutungen, sobald härtere Speisen diese so genannten Ösophagusvarizen aufreißen. Am Ende stürzt die kaputte Leber alles, was von ihr abhängt, mit in den Konkurs. Und es hängt das ganze Leben von ihr ab. Ohne Leber kann der Körper sich nicht ernähren. Deshalb sehen beispielsweise Alkoholiker trotz des Kaloriengehaltes von Alkohol am Ende so dünn aus und müssen sterben.

Doch nicht immer tragen Überernährung und Alkohol Schuld an der Lebererkrankung. Manchmal sind es Viren, die gezielt Leberzellen befallen. Sie lösen eine so genannte Virus-Hepatitis aus (Hapar, hepartos = griechisch für Leber, -itis = steht für Entzündung). Es sind inzwischen fünf verschiedene Formen der Virushepatitis bekannt, die Hepatitis A, B, C, D und E. Die Formen A und E werden vor allem durch mit den jeweiligen Viren verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen, die anderen Formen über Blutprodukte, gebrauchte Spritzen oder ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Typen B, C und D führen möglicherweise zu Dauerinfektionen, die eine Schrumpfleber und in einigen Fällen sogar Leberkrebs zur Folge haben können. Die Hepatitis A und E verlaufen dagegen nicht chronisch. Gegen die Hepatitis A, B und D schützen Impfungen (bei D die Impfung gegen B). Die Symptome einer Virushepatitis können sehr unterschiedlich sein: Manchmal gibt es fast keine Beschwerden, ansonsten treten grippeartige Symptome auf, hinzu kommen Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Es kann auch zu einer Gelbsucht kommen, möglicherweise verbunden mit Juckreiz, dunklem Urin und hellem Stuhl. Eine Blutuntersuchung zeigt, welcher Virustyp der Auslöser der Hepatitis war.

Die Leber lässt sich oft heilen

Eine Gefahr für die Leber bedeuten neben Virusinfekten aber auch Tumore. Und ganz selten zeigen Arzneimittel giftige Effekte auf die Leber. Die meisten davon unterliegen der Verschreibungspflicht, so dass der Arzt regelmäßig die Leberwerte überprüfen kann. Aber schauen wir der Wahrheit ins Auge: Meist ist der Grund für die Fettleber das viele Essen und Trinken.

Das ist die gute und die schlechte Botschaft zugleich. Denn es bedeutet, dass sich die Fettleber wieder regenerieren kann. Es heißt aber auch, dass das nur durch eine veränderte Ernährung und Alkoholverzicht gelingt. Wird die Leber jedoch ungehemmt durch falsche Ernährung und Alkohol belastet, kommt es auf Dauer zu irreparablen Schäden (Schrumpfleber beziehungsweise Leberzirrhose).

Expertin auf dem Gebiet der Ernährung ist die Apothekerin und Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen Erika Fink aus Frankfurt am Main. Sie rät bei Fettleber zum Kaloriensparen, aber nicht unbedingt zum Fettsparen. Denn bei einer kranken Leber führen zu viele Kohlenhydrate in Form von Brot oder Nudeln eher noch zu weiterer Verfettung. Dagegen mobilisiert eine moderate Menge gutes Fett, beispielsweise Pflanzenöl, die Fettreserven in der Leber. Es darf auch ein Stich Butter sein. Bei Leberzirrhose auf ausreichend Eiweiß aus Fisch und Fleisch achten! In schweren Fällen, wenn bereits das Gehirn durch Giftstoffe beeinflusst ist, muss Eiweiß dagegen reduziert werden. Dann braucht der Kranke Beratung durch den Arzt und/oder eine Diätassistentin. Also: Bei Fettleber die Bremse ziehen und insgesamt weniger essen, auf wertvolle Lebensmittel achten. Auf Alkohol muss man verzichten.

Pflanzliche Arzneimittel für Leber und Galle

Die meisten pflanzlichen Präparate für die Leber enthalten Extrakte der Mariendistel. In verschiedenen Untersuchungen konnte man dafür, so Professor Dr. Volker Schulz aus Berlin, entgiftende und die Leber regenerierende Eigenschaften nachweisen. Also Erholung für die Leber. Die entsprechende Kommission des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes hat die Anwendung der Mariendistel beziehungsweise des Inhaltsstoffes Silymarin bei toxischen Leberschäden sowie zur unterstützenden Behandlung bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen und Leberzirrhose als sinnvoll eingestuft.

Für Extrakte aus Artischockenblättern ist eine positive Wirkung auf die Gallenbildung in medizinischen Vergleichen mit Placebos nachgewiesen.

Bei Patienten mit Druckbeschwerden im Oberbauch werden auch so genannte Cholagoga wie Gelbwurz (Curcuma), Schöllkraut, Boldoblätter, Erdrauchkraut und Löwenzahn angewendet.

Nicht-pflanzliche Arzneimittel

Nur wenige stark wirkende Arzneistoffe stehen dem Arzt darüber hinaus zur Verfügung. Aber sie alle doktern nur an den Symptomen herum. So setzt man den Lipidsenker Colestyramin bei bestimmten Symptomen der Lebererkrankung ein, Lactulose zur Vorbeugung der Ausbreitung giftiger Leberabsonderungen im Gehirn. Bei vielen Formen der Virushepatitis haben sich unter anderem Interferone bewährt, bei der Variante Hepatitis C in Kombination mit einem weiteren Arzneistoff.

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