Wenn das Kind quengelig und müde wirkt, seine Augen glasig erscheinen und das Gesicht förmlich "glüht", wissen erfahrene Eltern bereits Bescheid: Fieber hält meistens die ganze Familie in Atem. Aber ob und wann man die Temperatur mit Arzneimitteln senkt, bewerten Kinderärzte heute anders als in früheren Zeiten.
Das ist Kern der Eltern-Leitlinie zum Fiebermanagement bei Kindern, die die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) federführend herausgegeben hat. Denn im Regelfall sehen die Kinder- und Jugendärzte keine Notwendigkeit, Fieber – ab 38,5 °C bei Kindern und Jugendlichen – zu senken.
Bei diesen Warnzeichen sollten Sie mit dem Kind zum Arzt gehen
- Bewusstseinsstörungen hat ein Kind, wenn es benommen, orientierungslos, nicht ansprechbar oder sehr schläfrig ist.
- Empfindlichkeit bei Berührungen
- Starke Schmerzen
- Schrilles Schreien
- Hauteinblutungen („Petechien“, ein Hautausschlag der nicht wegdrückbar ist, zum Beispiel mit einem Glas)
- Genereller Eindruck: Das Kind wirkt schwer krank
- Austrocknung: Wenn das Kind zum Beispiel seit mehr als zwölf Stunden nicht gepinkelt hat
- Sehr schnelles Atmen, Luftnot
- Babys, im Alter unter 3 Monaten, mit einer im Po gemessenen Temperatur von 38 °C
- Das Fieber hält länger als drei Tage an
Sollte eins dieser Warnzeichen auftreten, Sie sehr besorgt oder unsicher sein, raten die Kinder- und Jugendärzte eine Arztpraxis aufzusuchen.
Braucht mein Kind Medikamente, wenn es Fieber hat?
Wenn das Kind Schmerzen hat und es ihm nicht gut geht, sollten Medikamente gegeben werden – aber nur so lange, wie es dem Kind schlecht geht. Auch die empfohlenen Mengen für Ibuprofen und Paracetamol müssen dringend eingehalten werden. Ibuprofen ist erst ab dem Alter von 3 Monaten zugelassen. Wenn das Kind trotz der Medikamente weiterhin leidet, ist mit einem Arzt, einer Ärztin zu besprechen, welches Medikament es bekommen sollte oder ob ein Wechsel ratsam ist.
Da auch Viren Fieber auslösen können, ist Fieber an sich kein Grund, Antibiotika zu geben. Diese Arzneimittel können allerdings dem Kind und der Umwelt schaden, wenn sie nicht nötig sind. Auch bei den meisten Impfungen ist es nicht notwendig, vorsorglich fiebersenkende Medikamente zu geben. Eine Ausnahme ist die Impfung gegen Meningokokken-B: Hier verweisen die Kinderärzte auf die STIKO-Empfehlung, Paracetamol zu geben und auf den ärztlichen Rat.
Fühlt sich das Kind durch das Medikament besser, bedeutet das jedoch nicht, dass es sofort wieder in den Kindergarten oder die Schule darf: Kinder sollten mindestens einen Tag fit und fieberfrei sein, bevor sie wieder in Schule oder Kindergarten gehen. Die Erkrankung besteht nach wie vor, und kleine Patienten benötigen Ruhe, um sie auszukurieren.
Angst vor dem Fieberkrampf
Leider lassen sich Fieberkrämpfe bis jetzt nicht verhindern, denn fiebersenkende Medikamente wirken dabei nicht. Jedoch dauern Fieberkrämpfe in der Regel nur wenige Minuten an und bringen normalerweise keine Schäden mit sich. Die Jugendärzte betonen: Jeder erste Fieberkrampf erfordert eine ärztliche oder notärztliche Vorstellung.
Wie kann ich mein Kind auch ohne Medikamente unterstützen?
- Geben Sie ihm liebevolle Zuwendung, Ruhe und Sicherheit
- Das Kind sollte ungestört schlafen können
- Bieten Sie ihm Getränke an: Es ist wichtig, dass das Kind genug trinkt.
- Achten Sie darauf, dass sich das Kind wohl fühlt: Zu Beginn, im Fieberanstieg, frieren Kinder und Jugendliche oft und sollten zugedeckt werden. Wenn dem Kind zu warm sein, können Sie die Wäsche wechseln und es dünner zudecken. Kühlen ist selten ratsam, vor allem, wenn das Kind als unangenehm empfindet. Auch körperwarme Wadenwickel können angewandt werden.
Wie messe ich Fieber richtig?
Bei Babys sollte das Fieber im Po gemessen werden. Die Kinderärzte empfehlen, das Thermometer mit etwas Gleitmittel auf der Spitze gleitfähiger zu machen. Bei älteren Kindern und Jugendlichen genügt die Messung im Ohr mit einem entsprechenden Thermometer.
Quelle: Elternleitlinie zum Umgang mit Fieber bei Kindern und Jugendlichen auf Basis der S3-Leitlinie: Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen