Die Schnupfensaison hat begonnen – und besonders bei kleinen Kindern ist es oft schwierig zu erkennen, was hinter den Symptomen steckt, denn die Beschwerden ähneln sich stark. Sicherheit gibt nur ein diagnostischer Test, doch es gibt auch Hinweise. Diese erklärt US-Kinderärztin Dr. Melissa Wallach vom Kinderkrankenhaus des Hackensack Meridian Jersey Shore University Medical Center.
So erkennen Sie die Unterschiede
Erkältung
Eine Erkältung verläuft meist mild. Typisch sind eine laufende oder verstopfte Nase, Niesen, Halsschmerzen und Husten. Auch leichtes Fieber ist möglich. Meist haben Kinder noch Appetit und Energie zum Spielen.
Grippe (Influenza)
Eine Grippe beginnt in der Regel plötzlich und heftig. Kinder können sich innerhalb weniger Stunden sehr krank fühlen. Zu den wichtigsten Symptomen gehören hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen und starke Müdigkeit. Bei kleinen Kindern treten oft zusätzlich Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen oder Durchfall auf.
RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus)
RSV kann sich zunächst wie eine normale Erkältung äußern, mit Schnupfen und Husten. Es kann aber auch zu keuchender oder erschwerter Atmung kommen. In schweren Fällen führt das Virus zu einer Lungenentzündung oder zu Atemaussetzern, die 20 Sekunden oder länger dauern können. Säuglinge trinken oft weniger, sind quengelig oder wirken erschöpft.
COVID-19
COVID-19 kann bei Kindern sehr unterschiedlich verlaufen – von einer leichten Erkältung bis zu grippeähnlichen Symptomen. Husten, Fieber, Halsschmerzen und Magen-Darm-Probleme sind möglich. Ein Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns ist bei kleinen Kindern seltener und schwer zu erkennen.
Welche Kinder besonders gefährdet sind
Ein höheres Risiko für schwere Verläufe haben Säuglinge unter sechs Monaten, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Sie sind außerdem zu jung für eine Grippe- oder COVID-19-Impfung.
Auch Kinder mit Vorerkrankungen wie Asthma, Diabetes, Herzfehlern, Immunschwäche oder Frühgeburtlichkeit sind anfälliger für Komplikationen.
Wo können Sie Entwarnung geben?
Eltern denken oft, dass Fieber ein Warnsignal ist. Das ist ein Irrtum. Fieber kann zwar beängstigend sein und sollte überwacht werden, aber es ist ein normales Zeichen dafür, dass der Körper eine Infektion bekämpft.
Wichtiger als der Wert auf dem Thermometer ist das Verhalten Ihres Kindes: Wenn Ihr Kind spielt, müssen Sie sich weniger Sorgen machen als wenn es teilnahmslos ist und nicht trinken will. Eine wichtige Ausnahme sind Neugeborene: Säuglinge unter 3 Monaten müssen bei jedem Fieber zum Kinderarzt.
So können Sie Ihr Kind schützen
Vorbeugung ist der beste Schutz – und vieles lässt sich einfach umsetzen:
- Impfungen: Sie sind der wirksamste Schutz vor schweren Krankheitsverläufen. Lassen Sie sich in Ihrer Kinderarztpraxis beraten.
- Hygiene: Regelmäßiges Händewaschen mit Wasser und Seife reduziert das Ansteckungsrisiko.
- Rücksicht: Kranke Kinder sollten zu Hause bleiben, um sich zu erholen und andere nicht anzustecken.
- Erholung: Ruhe, Schlaf und viel Flüssigkeit unterstützen den Körper bei der Genesung.
Wann müssen wir zum Kinderarzt?
Rufen Sie Ihren Kinderarzt an, wenn:
- Ihr Säugling im Alter unter drei Monaten Fieber hat
- Ihr Kind schnell atmet, die Nase bläht oder andere Atembeschwerden hat
- es Anzeichen von Dehydration zeigt, also über sechs bis acht Stunden nicht urinieren kann oder keine nassen Windeln hat, Flüssigkeiten nicht bei sich behalten kann oder das Trinken verweigert
- es ungewöhnlich reizbar, lethargisch oder schwer zu wecken ist
- Fieber mehrere Tage anhält oder sich der Zustand verschlechtert