Chronische Leberentzündung durch Viren

Unter einer chronischen Leberentzündung durch Viren versteht man eine Infektion mit Hepatitis-Viren der Gruppen B, C oder D, die nach sechs Monaten noch nicht ausgeheilt ist.

Was ist das? - Definition
Unter einer chronischen Leberentzündung durch Viren versteht man eine Infektion mit Hepatitis-Viren der Gruppen B, C oder D, die nach sechs Monaten noch nicht ausgeheilt ist.
Die Leber ist ein Organ, das im rechten Oberbauch unter dem Zwerchfell liegt. Sie hat entscheidende Bedeutung als Entgiftungsorgan und bei der Produktion zahlreicher wichtiger Stoffe wie Galle, Harnstoff und Eiweiße. Daneben ist die Leber bei der Entfernung von Erregern und bei Immunreaktionen beteiligt.

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

  • Chronisch virale Hepatitis

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Viren sind im Gegensatz zu Bakterien keine Lebewesen. Sie betreiben keinen eigenen Stoffwechsel und können sich nur in Zellen vermehren. Dort kann das menschliche Immunsystem sie aufspüren. Doch gelingt die Zerstörung der Viren nur um den Preis der Zerstörung der befallenen Zellen. Bei akuten Virusinfektionen schafft es das Immunsystem, die Viren sehr schnell zu zerstören. So heilt eine Infektion mit dem Hepatitis A-Virus oft recht schnell aus und es besteht dann lebenslange Immunität.
Manchmal kommt das Immunsystem der großen Masse der Viren aber nicht hinterher; es kommt zur chronischen Infektion. Dabei werden zwar vom Immunsystem ständig Leberzellen und damit Viren zerstört, aus verschiedenen Gründen erreicht das Immunsystem aber nicht alle Viren. Gefährlich daran ist, dass sich trotz der Arbeit der Immunzellen und scheinbarer Besserung der Beschwerden immer noch Viren vermehren und ins Blut des Betroffenen gelangen. So können sich auch andere Menschen mit den Viren infizieren. Bei der chronisch viralen Hepatitis geht die Zerstörung der Leberzellen weiter trotz scheinbarer vorübergehender Besserung des Befindens. Der Zellschutt wird durch minderwertiges Narbengewebe ersetzt (Fibrose und Zirrhose).

Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Anfangs machen Leberentzündungen oft gar keine Symptome. Müdigkeit oder Leistungsminderung können erste Anzeichen der Leberentzündung sein, oft auch Beschwerden im Bereich der Leber. Später ist schon leichter Druck auf die Leber schmerzhaft. Auch Appetitlosigkeit kann Zeichen einer beginnenden Entzündung der Leber sein.
Bei fortgeschrittener Entzündung mit beginnendem Umbau der Leber zeigen sich:

  • dunkler Urin
  • Gelbsucht (Ikterus); sie wird als erstes als Gelbfärbung der sonst weißen Lederhaut des Auges sichtbar
  • Glatte, rote Zunge und Lippen
  • Auffällige Rötung von Hand- und Fußinnenflächen
  • Kleine, "spinnenförmige" Rötungen der Haut von Gesicht und vor allem Oberkörper und Bauch
  • Verweiblichung, z.B. Brustwachstum und Verlust von Körperbehaarung

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Jede Entzündung der Leber schadet dem Organ. Dadurch kann es, je nach auslösendem Faktor, unterschiedlich schnell zu Leberverfettung und Leberzirrhose oder zum Absterben von Lebergewebe kommen. Das kann Folgen haben: Bei 80 Prozent der Patienten mit Leberkrebs entwickelt sich die Krebserkrankung aus einer Leberzirrhose. Bei chronischer Hepatitis kann es auch zu anderen Erkrankungen, vor allem aus dem rheumatischen Formenkreis, kommen. Betroffen sind oft Gefäße, Niere und Schilddrüse.

Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Da Symptome dieser Lebererkrankung auf viele verschiedene Erkrankungen hinweisen können, lässt sich auf Grund einzelner Symtome noch keine Diagnose stellen. Neben der viralen Entstehungsursache der Leberentzündung können auch:

  • Übergewicht (Fettleberhepatitis)
  • Entzündung durch Alkohol, Medikamente oder Chemikalien
  • Blutrückstau in die Leber bei Rechtsherzschwäche
  • Gallestau (Cholestase)
  • Autoimmunreaktionen, bei denen das Immunssystem körpereigenes Gewebe angreift
  • Stoffwechselkrankheiten, zum Beispiel die Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose

die oben genannten Symptome auslösen.

Verhaltenstipps

  • Bei Verdacht auf eine Lebererkrankung sollten Sie alle Dinge meiden, die der Leber schaden könnten, insbesondere Alkohol und Medikamente, sofern sie nicht vom Arzt verschrieben wurden.
  • Bei einem entzündlichen Schub helfen körperliche Schonung und Bettruhe.
  • Auf Grund der hohen Infektiosität sollten Sie keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr praktizieren, wenn Sie an einer viralen Hepatitis erkrankt sind. Auch Blut spenden dürfen Sie nicht. Beim Arztbesuch müssen Sie Arzt oder Krankenschwester darauf aufmerksam machen, dass Sie sich mit dem Hepatitis-Virus infiziert haben. Der Behandelnde kann dann Maßnahmen treffen, um sich selbst und andere vor einer Infektion zu schützen.
  • Vor der Infektion mit Hepatitis-Viren der Gruppen A und B kann man sich schützen. Seit Jahren sind sehr sichere Einzelimpfstoffe sowie ein Kombinationsimpfstoff verfügbar. Die Impfung ist vor allem für Risikogruppen angezeigt. Gegen das Hepatitis D-Virus ist eine Impfung nicht notwendig, weil es nur zusammen mit Hepatitis B auftritt.

Auch nach einem Kontakt mit dem B-Virus, etwa nach einer Verletzung an einer Nadel oder Kontakt mit fremdem Blut, ist eine Impfung noch möglich und sinnvoll.
Vor der Infektion mit Hepatitis C kann man sich leider - außer durch eigenes Verhalten - nicht schützen. Auf Grund der Wandlungsfähigkeit des Virus konnte bislang kein Impfstoff entwickelt werden. Sinnvoll ist aber die Impfung gegen Hepatitis A, weil diese Erkrankung bei gleichzeitiger Hepatitis C-Infektion besonders schwer verlaufen kann.

Bearbeitungsstand: 25.07.2012

Quellenangaben:
Hahn, Kaufmann, Schulz, Suerbaum, Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Springer, (2009), 6.Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

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