Unter Hepatitis B versteht man eine akute oder chronische Entzündung der Leber, die durch das Hepatitis B-Virus hervorgerufen wird.
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Weltweit sind schätzungsweise 300 Millionen Menschen an chronischer Hepatitis B erkrankt, in Deutschland kommt es im Jahr zu 50.000 Neuinfektionen.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Von der Infektion mit dem Virus bis zum Auftreten der ersten Symptome können ein bis sechs Monate vergehen. Die beginnende Leberentzündung ist gekennzeichnet durch:
In der zweiten Krankheitsphase kann es zu Gelbfärbung der Haut und der Augen, Dunkelfärbung des Urins mit gleichzeitiger Entfärbung des Stuhls sowie Juckreiz am ganzen Körper kommen (ikterischer Verlauf, Gelbsucht). Bei zwei von drei Infektionen fehlt diese Phase.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Sehr oft verläuft die akute Hepatitis B-Infektion ohne die oben genannten Beschwerden ab (65 Prozent der Fälle). So kann es sein, dass die Infektion unbemerkt von selbst ausheilt. In wenigen Fällen kommt es aber durch die schnelle und ausgedehnte Zerstörung von Lebergewebe zu einem schweren Leberversagen. Blutungsneigung (blaue Flecken bei Bagatellverletzungen), Gelbsucht und Störungen des Bewusstseins sind die Folge. Bei der schlimmsten Form kann nur eine Lebertransplantation das Leben des Patienten retten.
Wenn die Leberentzündung nach sechs Monaten nicht ausgeheilt ist, spricht man von chronischer Hepatitis.
Jede Entzündung der Leber schadet dem Organ. Dadurch kann es abhängig von zusätzlichen Faktoren zu Leberzirrhose (einem knotigen, nicht rückgängig zu machenden Umbau des Lebergewebes) kommen, die das Risiko für Leberkrebs birgt und auch für sich alleine zu vielen anderen unangenehmen und gefährlichen Krankheiten führt.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Sehr oft finden sich ähnliche Symptome bei Infektionen mit anderen Viren, Bakterien oder Parasiten. Vor allem nach Auslandsreisen ist an solche Erreger zu denken. Auch ein akuter Schub einer chronischen Hepatitis kann sich so äußern. Symptome einer Lebererkrankung können für sich alleine für eine Vielzahl von Erkrankungen sprechen. Auf Grund einzelner Symtome lässt sich noch keine Diagnose stellen. Erst in der Zusammenschau mit klinischen Untersuchungen lässt sich eine Diagnose sichern oder ausschließen. In jedem Fall sollten sie einen Arzt um Rat fragen, wenn Sie unter den oben angegebenen Symptomen leiden.
Verhaltenstipps
Bearbeitungsstand: 23.07.2012
Quellenangaben:
Hahn, Kaufmann, Schulz, Suerbaum, Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Springer, (2009), 6.Auflage - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Bei Hepatitis B richtet sich die Therapie vor allem danach, ob es sich um eine akute oder eine chronische Hepatitis B handelt.
Eine akute Hepatitis B heilt in der Regel folgenlos aus und bedarf oft keiner speziellen Therapie. Es gibt aber Ausnahmen: Bei weniger als 10 von 100 Patienten nimmt die Hepatitis B einen chronischen Verlauf. Eine chronische Hepatitis B muss fast immer mit Medikamenten behandelt werden.
Medikamente werden bei einer akuten Hepatitis B im Normalfall nicht empfohlen, da sich die Erkrankung in über 90 % der Fälle spontan zurückbildet. Empfehlenswert ist, die Leber so gut es geht zu schonen und dem Körper Ruhe zu gönnen, vor allem durch
Nur selten nimmt eine akute Hepatitis B einen schweren Verlauf. Sie kann so ausgeprägt sein, dass die Leberfunktion stark eingeschränkt ist und ein Leberversagen droht. Dann sind Medikamente notwendig, welche die Viren bekämpfen. Der Arzt verschreibt dann sog. Nukleosid- oder Nukleotidanaloga, z.B. den Wirkstoff Lamivudin. Sollten diese Medikamente nicht helfen, kann in schweren Fällen eine Lebertransplantation nötig sein.
Bettruhe,
eine fettarme und kohlenhydratreiche Kost,
den Verzicht auf Alkohol,
und, in Absprache mit dem behandelnden Arzt, Verzicht auf Medikamente, die die Leber belasten.
Von einer chronischen Hepatitis B spricht man, wenn Teile der Virusoberfläche (sog. HBs-Antigene = HBsAg) auch nach sechs Monaten noch im Blut nachweisbar sind.
Die chronische Hepatitis B wird häufig mit Medikamenten behandelt – aber nicht immer. Bei seiner Entscheidung wird der Arzt vor allem berücksichtigen,
In der Regel kann das Hepatitis-B-Virus durch die medikamentöse Behandlung nicht vollständig aus dem Körper beseitigt werden. Ziel der Therapie ist unter anderem, die Viruskonzentration im Blut dauerhaft unter die Nachweisgrenze zu senken. Nur bei einem Teil der Patienten wird dieses Ziel erreicht. Ob und in welcher Konzentration das Hepatitis-B-Virus vorliegt, kann eine Blutuntersuchung zeigen: Im Labor kann das Erbgut des Hepatitis B-Virus (sog. HBV-DNA) nachgewiesen werden.
Im Wesentlichen kommen bei einer chronischen Hepatitis B zwei Medikamentengruppen zum Einsatz:
Neuere, wirksamere Substanzen befinden sich in der Entwicklung.
Interferone sind bestimmte Eiweiße, die das Immunsystem bildet, wenn der Körper mit fremden Substanzen in Kontakt kommt – zum Beispiel mit Viren. Interferone sind ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr. Sie markieren zum Beispiel geschädigte Zellen. Abwehrzellen des Immunsystems erkennen diese Markierungen und machen die Zellen unschädlich, sodass die Viren sich nicht mehr verbreiten können. Es gibt verschiedene Arten von Interferonen, die sich anhand ihrer Struktur unterscheiden.
Bei chronischer Hepatitis B hat sich künstlich hergestelltes Interferon alpha als wirksam erwiesen. Bei einer neueren Variante, dem PEG-Interferon alpha, ist Interferon alpha an den Wirkstoff Polyethylenglycol (PEG) gebunden (sog. pegyliertes Interferon). PEG-Interferon zeichnet sich im Vergleich zu herkömmlichem Interferon alpha dadurch aus, dass es länger wirkt. So reicht es aus, dass der Arzt das PEG-Interferon einmal pro Woche in das Unterhautfettgewebe spritzt.
Die Therapie mit Interferonen dauert etwa 24 bis 48 Wochen. Mögliche häufige Nebenwirkungen von Interferon-Alpha bzw. PEGI-Interferon alpha sind zum Beispiel grippeähnliche Symptome wie Fieber oder Müdigkeit. Auch Haarausfall oder Gewichtsabnahme sind unerwünschte Wirkungen, die manchmal auftreten. (PEG-)Interferon alpha darf in der Schwangerschaft nicht verabreicht werden.
Antivirale Medikamente (Virostatika) in Tablettenform können verhindern, dass sich die Viren vermehren. Sie werden häufig besser vertragen als Interferon alpha. Mögliche Nebenwirkungen sind z.B. Kopfschmerzen, Fieber, Krankheitsgefühl, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlaflosigkeit.
Virostatika sind bei chronischer Hepatitis B vor allem geeignet, wenn
Entecavir
Tenofovir
Lamivudin
Telbivudin
Diese Virostatika zählen zur Gruppe der Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga. Gewöhnlich muss der Patient diese Medikamente dauerhaft einnehmen, da ansonsten die Viruskonzentration wieder ansteigt. Der Arzt wird alle drei bis sechs Monate prüfen, wie hoch die Viruslast im Körper ist. Es kann passieren, dass die Viren im Laufe der Zeit nicht mehr auf einen bestimmten Wirkstoff ansprechen, d.h., sie sind dagegen resistent geworden. In diesem Fall wird der Arzt die Therapie verändern und auf einen anderen Wirkstoff zurückgreifen.
Letzte Therapieoption: die Lebertransplantation
Wenn eine akute Hepatitis B besonders heftig verläuft, kann die Leber schwer geschädigt werden. Und auch eine chronische Hepatitis B kann dazu führen, dass die Leber nicht mehr richtig arbeitet. Wenn Medikamente zur Therapie nicht ausreichen, kann eine Lebertransplantation nötig sein. Dabei wird die kranke Leber in einer Operation durch eine Spenderleber ersetzt.
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Letzte Aktualisierung: Oktober 2016
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