Kommt ein Mittel gegen Zöliakie?

10.10.2018

Manche Menschen vertragen kein Gluten - ein Protein, das in Getreidesorten wie Weizen, Gerste oder Roggen vorkommt. Sie leiden an Zöliakie und müssen glutenhaltige Produkte ein Leben lang meiden, um Symptome wie Durchfall oder Magenkrämpfe zu vermeiden. Forschern der Technischen Universität Wien ist es nun gelungen, ein Medizinprodukt zu entwickeln, das diese Beschwerden lindern oder sogar vollständig beseitigen kann.
Gluten steckt in sehr vielen Lebensmitteln: zum Beispiel in Brot, Kuchen, Nudeln oder Cornflakes. image.originalResource.properties.copyright

Unter Zöliakie leiden etwa ein bis zwei Prozent der europäischen Bevölkerung, Tendenz steigend. So lange, wie die Betroffenen glutenhaltige Produkte verzehren, leiden sie unter einer Entzündung des Dünndarms. Zwar gibt es bereits Bestrebungen, Zöliakie zu behandeln, allerdings greifen die vorgeschlagenen Medikamente ins Immunsystem ein. Mögliche Nebenwirkungen müssen daher sehr sorgfältig untersucht werden. An der TU Wien gingen die Forscher einen anderen Weg: Sie entwickelten kein Medikament, das ins Immunsystem eingreift, sondern ein simples Medizinprodukt, das die Gluten-Moleküle direkt attackiert und unschädlich macht. Dadurch ist das Zulassungsverfahren deutlich einfacher.

„Unser Körper produziert Antikörper, die genau zu eindringenden Antigenen passen, wie ein Schlüssel zum Schloss. Dadurch werden diese Antigene unschädlich gemacht“, erklärt Prof. Oliver Spadiut, Leiter der Forschungsgruppe Integrierte Bioprozessentwicklung an der TU Wien. Ziel der Forscher war es, einen Komplex aus Antikörper-Fragmenten herzustellen, die das Gluten-Molekül umklammern und blockieren, sodass es keine weiteren Auswirkungen im Darm mehr haben kann. Dies ist ihnen gelungen.

Bei dem Medizinprodukt soll es sich um ein Präparat handeln, das Zöliakie-Patienten zusammen mit glutenhaltigen Lebensmitteln einnehmen können, um die Symptome zu lindern. „Ob die Symptome dadurch ganz zum Verschwinden gebracht werden oder nur abgeschwächt werden, muss sich erst zeigen – das ist wohl auch von Person zu Person unterschiedlich“, sagt Spadiut. Der Verfahrenstechniker rechnet fest damit, dass das Produkt bereits im Jahr 2021 in Apotheken zu erhältlich sein wird.

NK