Hirn bekämpft Krankheiterreger selbst

11.12.2012

Lange galten weiße Blutkörperchen als die universelle Polizeitruppe des Immunsystems. Bei einer Infektion rasen sie an den Ort des Geschehens und bekämpfen die Erreger. Doch einzelne Organe scheinen ihren eigenen Wachschutz zu haben, schreiben Wissenschaftler online im Fachblatt Nature.
Schon ab dem Kindesalter sorgt das Immunsystem dafür, dass Krankheitskeime abgewehrt werden. image.originalResource.properties.copyright

Eine Studie mit Kindern, die an einer Hirninfektion durch Herpesviren litten, brachte die Forscher auf den Gedanken, dass einzelne Organe ihre Krankheitsabwehr selbst in die Hand nehmen. Die Kinder litten an einem Gendefekt, der dazu führte, dass in ihren Hirnzellen bei einer Infektion kein Interferon freigesetzt wurde. Das Interferon dient dazu, das Immunsystem in Alarmbereitschaft zu versetzen, und geht auch direkt gegen die Erreger vor.

Im Falle der Kinder erkrankte das Gehirn, ohne dass andere Teile des Körpers Zeichen einer Herpesinfektion zeigten. Laborversuche mit verschiedenen Körperzellen der Patienten bestätigten das. Alle Zellen konnten das Virus bekämpfen, nur die Hirnzellen nicht. Die Forscher schlossen daraus, dass das Gehirn sich offensichtlich nicht auf die Abwehrarbeit der weißen Blutkörperchen verlässt und einen eigenen Infektionsschutz besitzt. Der Gendefekt legt diese spezielle Krankheitsabwehr jedoch lahm. "Dies ist eine neu entdeckte Funktion des Immunsystems", sagte Studienleiter Shen-Ying Zhang von der Rockefeller Universität in New York, USA. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch andere Organe ihre eigenen spezifischen Abwehrmechanismen besitzen."

RF