HIV-Therapie könnte vor Multipler Sklerose schützen
05.08.2014
Gold und Kollegen werteten Daten des britischen Gesundheitssystems von mehr als 21.000 HIV-Infizierten und knapp 5,3 Millionen Kontrollpersonen aus, die zwischen 1999 und 2011 in britischen Krankenhäusern behandelt wurden. Dabei zeigte sich, dass HIV-Patienten ein um 62 Prozent niedrigeres Risiko hatten an MS zu erkranken als Nicht-HIV-Infizierte. Als Erklärung für diesen MS-Schutz vermuten die Autoren nicht die HIV-Infektion selbst, sondern vielmehr die HIV-Medikamente. Ihrer Theorie nach spielen für eine MS-Erkrankung Überbleibsel lange zurückliegender Virusinfektionen eine Rolle. Mit den antiviralen Arzneimitteln, die gegen HIV eingesetzt werden, behandele man quasi aus Versehen diese Viren-Altlasten im Körper gleich mit und verhindere so, dass es zu MS kommt.
Zwar ist das Ergebnis der Studie statistisch aussagekräftig, dennoch lässt sich damit nicht belegen, dass die HIV-Therapie vor MS schützt. Denn in der Studie wurde nicht erfasst, ob beziehungsweise mit welchen Arzneistoffen die HIV-Patienten überhaupt medikamentös behandelt wurden. Da die HIV-positiven Teilnehmer der Studie im Jahr 1999 identifiziert wurden und zu diesem Zeitpunkt die internationalen Leitlinien zur HIV-Therapie einen möglichst frühen Therapiestart vorsahen, ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass die meisten HIV-positiven Teilnehmer antivirale Medikamente erhielten.
am/<link http: www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/RF