Kinder von Menschen, die hungern mussten, werden oft dick

18.04.2012

Müssen Menschen hungern, bringen ihre Nachkommen später oft zu viele Kilos auf die Waage. Beispielsweise trifft das für die Generationen in Deutschland nach dem Krieg zu. Forscher führen das auf Veränderungen im Erbgut der Hungernden zurück, die an die Kinder und Kindeskinder vererbt werden.
Nachkommen von Menschen, die - beispielsweise im Krieg - hungern mussten, sind oft übergewichtig, weil sie einen an den Hunger angepassten Stoffwechsel erben. image.originalResource.properties.copyright

Der Stoffwechsel ist anpassungsfähig – das bekommt jeder zu spüren, der einmal eine Diät zum Abnehmen probiert hat. Die wenige Nahrung, die der Körper bekommt, wird von ihm umso besser ausgenutzt. Bei langen Hungerperioden wandelt sich offenbar auch das Erbgut des Menschen in diese Richtung.

Dabei werde laut der Forscher nicht die Molekülkette der Erbsubstanz, also der genetische Code selbst, verändert. Vielmehr sei die Anlage zur besseren Futterverwertung auf kleine chemische "Anbauten" an einzelne Kettenglieder des bestehenden Grundgerüsts zurückzuführen. Dadurch lesen die Körperzellen offenbar neue Informationen aus dem genetischen Code ab, die ihnen im vorliegenden Beispiel helfen, Hungerzeiten zu überleben.

Die Forschungsergebnisse unter anderem von der Berliner Charité wurden auf dem diesjährigen Internistenkongress in Wiesbaden vorgestellt. Der Fachbegriff, der diese genetischen Vorgänge beschreibt, heißt Epigenetik. Er umfasst biologische Vorgänge, die eine Vererbung von Eigenschaften und Funktionen einer Zelle beziehungsweise eines Organismus ohne Änderung der Molekülkette "DNS" ermöglichen. Auf diesem Gebiet der biomedizinischen Forschung wurden in den letzten Jahren enorme Wissensfortschritte erlangt, die in erster Linie der Erklärung und Therapie von Krebserkrankungen zu Gute kamen.

JPL