Können Suchmaschinen Leben retten?

25.10.2016

Durch ihre Suchanfragen im Internet verraten viele Nutzer nicht nur ihre Interessen und Vorlieben, sondern häufig auch ihren gesundheitlichen Zustand. Einige Suchmaschinen folgen daher bereits Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und blenden Hilfsangebote ein, etwa zur Telefonseelsorge, sobald nach bestimmten Begriffen gesucht wird, die auf Selbstmord schließen lassen. Doch das ließe sich noch weiter ausbauen, wie Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) festgestellt haben. Ihre Pilotstudie ist aktuell in der Fachzeitschrift Health Communication veröffentlicht.
Viele Menschen suchen häufig zuerst im Internet nach Hilfe - ganz egal, um welches Thema es geht. image.originalResource.properties.copyright

So häufen sich Suizide an bestimmten Tagen im Jahr, etwa an spezifischen Wochentagen sowie zu bestimmten Feiertagen. Am Beispiel des Suchbegriffs „Vergiftung“ haben die LMU- Forscher Dr. Florian Arendt und Dr. Sebastian Scherr den zeitlichen Verlauf von Google-Suchanfragen analysiert und nachvollzogen, an welchen Tagen und zu welchen Zeitpunkten dieses Wort besonders oft eingegeben wurde. Ihre Auswertung zeigt, dass die Suchanfragen genau an jenen Tagen zunehmen, an denen es auch deutlich mehr tatsächliches suizidales Verhalten gibt. „Zumindest an solchen Tagen wäre es daher in einem ersten Schritt notwendig, Hilfsangebote vermehrt anzuzeigen“, sagt Scherr. Die LMU-Forscher schlagen daher vor, den Algorithmus von Suchmaschinen laufend auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse anzupassen, um solche Risikofaktoren stärker zu berücksichtigen.

Eine solche gezielte Anpassung könne einen stärkeren Beitrag zur Suizidprävention liefern, sind sich die Wissenschaftler sicher. „Die Betreiber von Suchmaschinen haben hier eine gesellschaftliche Verantwortung“, so Arendt. Momentan werden entsprechende Hilfsangebote nur in etwa 25 Prozent der Anfragen angezeigt, die auf einen potenziellen Suizid hinweisen, wie die beiden Wissenschaftler Beispiel von Google in einer früheren Studie herausfanden. „Damit vergeben Suchmaschinen die Chance, einer großen Anzahl gefährdeter Personen zu helfen“, sagt Scherr.

NK