Lustpille für die Frau: Wirkung enttäuscht

02.03.2016

Vor einem halben Jahr kam die erste Lustpille für die Frau mit dem Wirkstoff Flibanserin in den USA auf den Markt. Sie soll Frauen zu mehr Lust verhelfen – die Wirkung ist jedoch gering, die Nebenwirkungen dafür umso deutlicher. Zu diesem Ergebnis kommen niederländische Forscher nach der Analyse von mehreren Studien.
Eine neue Pille, die in den USA zugelassen wurde, soll Frauen mehr Lust auf Sex machen. image.originalResource.properties.copyright

Für die Untersuchung zur Wirksamkeit und Sicherheit von Flibanserin analysierten die Forscher acht klinische Studien mit insgesamt mehr als 5900 Frauen, die an einer Sexualfunktionsstörung litten. Das Ergebnis: Mit Flibanserin kam es zu einem halben Mal mehr befriedigendem Sex pro Monat. Dem gegenüber steht ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen: So litten die Frauen verglichen mit Placebo etwa viermal häufiger unter Schwindel und Schläfrigkeit. Das Risiko für Übelkeit verdoppelte sich. Das berichten die Forscher um Dr. Loes Jaspers von der Erasmus Universität in Rotterdam im Fachmagazin JAMA Internal Medicine.

Bevor Flibanserin Patientinnen empfohlen werden könne, müsse es weitere Untersuchungen geben, so das Fazit der Wissenschaftler. Wirklich überraschend sind die Ergebnisse nicht. Im Grunde genommen decken sie sich mit denen der Zulassungsstudie, fallen aber noch bescheidener aus. Dort kam es unter 100 mg Flibanserin täglich zu einem halben bis einem Mal mehr Sex pro Monat. „Die Flibanserin-Saga ist unbefriedigend“ schreiben demzufolge auch die Professoren Steven Woloshin und Lisa M. Schwartz vom US-amerikanischen Dartmouth Institut für Gesundheitspolitik und klinische Praxis in einem begleitenden Kommentar. Sie kritisieren, dass die US-Arzneimittelbehörde FDA ein Medikament zugelassen habe, das nur wenig wirksam ist und dessen Sicherheit nicht abschließend bewertet sei. In Deutschland ist die sogenannte Lustpille bislang nicht zugelassen.

kg/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK