Elektrotherapie lindert schwere Depressionen

10.08.2016

Die Therapie ist bei schweren Depressionen sehr wirksam, aber aufwendig: Bei der Elektrokonvulsionstherapie (EKT) werden unter Kurznarkose im Gehirn künstlich Krampfanfälle ausgelöst. Zum Einsatz kommt die Methode, wenn psychotherapeutische und medikamentöse Therapien ausgeschöpft sind. Warum die Behandlung vielen Patienten gut hilft, haben Forscher des Universitätsklinikum Münster untersucht.
Es gibt verschiedene Ansätze, um eine Depression zu behandeln. Bei besonders schweren Fällen kann eine Elektrotherapie in Betracht gezogen werden. image.originalResource.properties.copyright

„Man muss sich von der Vorstellung lösen, die viele noch aus der Anfangszeit der Elektrokonvulsionstherapie vor Augen haben. Die Therapie ist heute weit weniger invasiv und hat kaum Nebenwirkungen, muss allerdings etwa zwölf Mal erfolgen“, so Prof. Dr. Dr. Udo Dannlowski, der an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Münster mit dem Klinikdirektor Prof. Dr. Volker Arolt eng zusammenarbeitet. Bei etwa 70 Prozent der Patienten mit schwerer Depression, die auf eine konventionelle Behandlung nicht angesprochen haben, verbessert sich die Symptomatik durch EKT. Warum das so ist, darüber wusste man bislang wenig. Nach neuen Ergebnissen des Forscherteams scheint die elektrische Stimulation bei depressiven Patienten offenbar neues Nervenwachstum im Gehirn anzuregen. Bei chronisch depressiven Patienten ist die graue Substanz rund um den Hippocampus im Gehirn nachweislich verringert. Durch die EKT-Behandlung normalisiert sich das Volumen wieder.

Bei etwa einem Viertel der Patienten ist diese Therapie jedoch unwirksam. Um die Erfolgsaussichten der Behandlung vorab prognostizieren zu können, hat der Psychologe Dr. Ronny Redlich aus Dannlowskis Forschergruppe gemeinsam mit Informatikern ein eigens entwickeltes Computerprogramm eingesetzt, das mit MRT-Bildern der Patienten „gefüttert“ wird. Mit den gesammelten Daten kann das Programm den voraussichtlichen Behandlungserfolg mit einer Zuverlässigkeit von 80 Prozent vorhersagen. „Das ist ein bahnbrechender Erfolg“, freut sich Klinikdirektor Arolt. „Wenn sich die Ergebnisse bestätigen, müssen wir in Zukunft die Patienten, bei denen die EKT keinen Erfolg verspricht, nun gar nicht erst dieser aufwendigen Behandlung unterziehen, sondern können gleich andere Therapien versuchen.“

NK