Verschleimt Milch wirklich die Atemwege?

10.09.2018

Milch soll angeblich die Schleimproduktion anregen - das ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Es gebe jedoch keinen Grund, Kindern mit Asthma, Mukoviszidose oder Atemwegsinfekten keine Milch zu geben. Darauf weisen britische Forscher in der Fachzeitschrift „Archives of Disease in Childhood“ hin.
Milch ist gerade für Kinder ein wertvolles Lebensmittel, weil es den Körper mit Eiweiß, vielen Vitaminen und Kalzium versorgt. image.originalResource.properties.copyright

Die Theorie, Milch würde überschüssigen Schleim erzeugen, während Hühnersuppe ihn reduziert, stamme aus dem Jahr 1204 und sei in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts durch den bekannten US-Kinderarzt Dr. Benjamin Spock weiterverbreitet worden. Es gebe jedoch keinerlei Beweise dafür, dass Milch die Atemwege verschleimt. Das berichtet der pädiatrische Lungen-Facharzt Dr. Ian Balfour-Lynn vom London’s Royal Brompton Hospital. Eine populäre Theorie laute, dass ein bestimmtes Protein, das beim Abbau von Milch entstehe, die Genaktivität zur Schleimproduktion stimuliere. Der Milchabbau erfolge jedoch im Magen, nicht in den Atemwegen, und es sei sehr unwahrscheinlich, dass das Milchprotein in die Atemwege gelange, höchstens bei schweren Infektionen.

Die wahrscheinlichere Erklärung für den Aberglauben sei die Textur, die Milch im Mund hinterlasse. Milch ist eine Emulsion und könne mit dem Speichel reagieren und ihn quellen lassen. „Dies könnte erklären, warum viele denken, dass mehr Schleim produziert wird“, so Balfour-Lynn. Milch sei jedoch ein wertvolles Lebensmittel für Kinder, da es viel Kalzium liefert und die Knochen stärkt. Gerade bei Krankheiten wie Mukoviszidose oder Asthma sei dies von Vorteil, da Patienten oft über lange Zeit Medikamente mit Kortison einnehmen, die sich negativ auf die Knochendichte auswirken können.

dh/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK