Warum wir uns die Augen reiben

11.06.2012

"Elf Feinde hat das Auge: zehn Finger und ein Tuch", lautet ein Bonmot unter Augenärzten. Wenn man sich die Augen reibt und die Finger die Augenoberfläche berühren, können Keime ins Auge gelangen. Doch weshalb reiben wir uns überhaupt die Augen?
Wenn man sich die Augen reibt und die Finger die Augenoberfläche berühren, können Keime ins Auge gelangen. image.originalResource.properties.copyright

Die meisten kennen es noch aus der eigenen Kindheit. Der Sandmann wirft den Traumsand, und schon reibt man sich vor Müdigkeit die Augen. Professor Dr. Gerd Geerling vom Ressort "Trockenes Auge" im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands weiß warum. "Wenn wir müde sind, gehen viele Aktivitäten des Körpers zurück. Auch die Tränendrüse produziert weniger Flüssigkeit. Die Folge ist, dass der schützende Tränenfilm auf der Hornhaut zu dünn wird und aufreißt. Und wenn die Augen trocken werden, fangen sie an zu jucken." Das Augenreiben bringt aber keine wirkliche Besserung. Gegen Müdigkeit hilft nur Schlaf. Gegen trockene Augen bringt ein Spaziergang an der frischen Luft oft Linderung.

Trockene Luft und Computerarbeit

Müde Augen können auch die Folge einer sogenannten Blickmonotonie sein, wie es Fachleute nennen. Dies passiert zum Beispiel bei konzentrierter Arbeit am Computer, beim Fernsehen oder beim Autofahren. "Wer beständig auf den Bildschirm schaut, dessen Lidschlagfrequenz sinkt. Und auch dann steigt die Gefahr, dass die Augenoberfläche austrocknet", erklärt Geerling. Trockene Luft, etwa in geheizten Räumen oder durch eine Klimaanlage, verstärkt die Beschwerden zusätzlich. Auch hier hilft es nicht, die Augen zu reiben. Im Gegenteil. Geraten dabei Keime ins Auge, kann sich die ohnehin schon gereizte Augenoberfläche erst recht entzünden.

Fehlende Tränen ersetzen

Mit künstlicher Tränenflüssigkeit lassen sich die Beschwerden in den meisten Fällen gut beheben. Oft ist es sinnvoll, ein trockenes Auge vom Augenarzt abklären zu lassen. Er kann feststellen, ob das Problem auf zu geringe Tränenproduktion zurückgeht. Oder ob die Tränenflüssigkeit möglicherweise aufgrund einer Störung der Zusammensetzung des Tränenfilms zu schnell verdunstet. Die augenmedizinische Forschung hat in jüngster Zeit viel über die komplexe Struktur des Tränenfilms erfahren. Es gibt unterschiedliche Präparate und Strategien, um die verschiedenen Formen des trockenen Auges in den Griff zu bekommen.

Peter Erik Felzer