Was Schüler am stärksten stresst

12.11.2014

Was setzt Schüler am meisten unter Druck? Und entspricht der gemessene Stresspegel dem gefühlten Stressgefühl? Diesen Fragen ging Dr. Nina Minkley von der Ruhr-Universität Bochum nach und kam zu erstaunlichen Ergebnissen.
Schüler fühlen sich offenbar weniger unter Druck, wenn sie Aufgaben bearbeiten, die problemlösendes Denken erfordern. image.originalResource.properties.copyright

Für Schüler scheint es demnach besonders stressig zu sein, gelerntes Wissen wie bei einem Vokabeltest einfach abzurufen. Weniger unter Druck fühlen sie sich, wenn sie Aufgaben bearbeiten, die problemlösendes Denken erfordern. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Schüler in einem Test einen eigenen Lösungsansatz entwickeln oder ihr Wissen auf eine neue Situation übertragen müssen, erläutert die Forscherin im Wissenschaftsmagazin RUBIN der Ruhr-Universität Bochum. Entgegen ihrer Erwartung stieg die Menge des Stresshormons Cortisol beim reinen Abrufen von Wissen stärker an als beim Lösen komplexer Aufgaben. Die Wissenschaftlerin hatte entsprechende 10-minütige Wissenstests konzipiert und die Cortisol-Menge im Speichel von Oberstufenschülern vor und nach den Tests gemessen.

In einem weiteren Versuch zeigte sich, dass die Einschätzung des eigenen Könnens einen deutlichen Einfluss auf den Stresspegel hat. Je schlechter die Schüler ihre Biologiekenntnisse einschätzten, desto stärker stieg durch einen Test die Menge des Stresshormons an, so die Wissenschaftlerin. Keinen Einfluss hatte die Selbsteinschätzung hingegen auf das subjektive Stressgefühl. Cortisolspiegel und gefühlter Stress müssen also nicht zwingend übereinstimmen. Schon in früheren Studien hatte sich gezeigt, dass sich eine Person gestresst fühlen, aber trotzdem einen niedrigen Cortisonlevel aufweisen kann, und umgekehrt. „Natürlich sollten Schüler sich nicht übermäßig gestresst fühlen“, so die Forscherin. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel, ohne dass man sich gestresst fühle, sei jedoch ebenfalls negativ. Schließlich wirke das Hormon auf eine ganze Reihe von Körperprozessen und könne auf Dauer chronische Erkrankungen begünstigen.

RUB/HH