Sport: kein Mord, aber ...

24.04.2012

Rund 1,5 Millionen Bundesbürger verletzen sich jedes Jahr beim Sport. Was am häufigsten passiert und wie Ärzte helfen können, erklären Chefarzt Dr. Heiner Austrup und Oberarzt Dr. Peter Ortwein von der Abteilung für Orthopädie am Krankenhaus Winsen.
Sportverletzungen: Bleiben trotz der Sofortmaßnahmen Schmerzen, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen. image.originalResource.properties.copyright

Verstauchungen

Einmal kurz umgeknickt, und schon ist es passiert: Bei einer Verstauchung überdehnen sich die Gelenkkapsel sowie häufig auch die umliegenden Bänder und Sehnen. Die Folge: eine Schwellung, die oft auch mit einem Bluterguss einhergeht. "In solchen Fällen sollte als Sofortmaßnahme die PECH-Regel angewendet werden", empfiehlt Austrup. "Pause machen, mit Eis kühlen, Compressionsverband anlegen und das betroffene Gelenk hochlagern." Klingen die Beschwerden nach einigen Stunden nicht ab oder nimmt der Schmerz zu, empfiehlt Austrup, in jedem Fall einen Arzt aufzusuchen.

Bänder- und Sehnenriss

"Bänderrisse, also Ein- oder Abrisse eines Gelenkbandes, entstehen meist durch eine heftige Verdrehung des Gelenks", weiß der Experte für Sportmedizin Dr. Ortwein. Am häufigsten trifft es das Kniegelenk und somit das Kreuzband. Eine Zerrung des Kreuzbandes kann mit regelmäßiger Physiotherapie behandelt werden. Bei einem Riss wird eine sogenannte Kreuzbandplastik durchgeführt. "Wir entnehmen dabei einen Teil einer kniegelenksnahen Sehne und setzen diese als Kreuzbandersatz ein", so Ortwein. Nach etwa sechs bis neun Monaten lässt sich das Knie wieder voll belasten.

Meniskusschaden

Verletzungen am Meniskus, etwa ein Meniskusriss, treten oft durch Überbelastung oder Verdrehungen des Gelenks auf. "Je nach Ausmaß des Schadens gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten", fasst Austrup zusammen. In den meisten Fällen lässt sich ein- oder abgerissenes Gewebe wieder annähen. Ist es durch häufige Verletzungen irreparabel zerstört, wird der betreffende Teil entfernt. "Bereits wenige Tage nach einem Eingriff können Patienten mit Physiotherapie beginnen, nach einigen Monaten ist auch Sport wieder möglich."

Muskelzerrung

Über- oder Fehlbelastungen, die besonders bei schnellen Sportarten mit ruckartigen Bewegungen wie Fußball, Handball oder Tennis vorkommen können, führen nicht nur bei Profisportlern oft zu Muskelzerrungen. Hier überdehnt sich das Muskelgewebe. Wie bei Verstauchungen (siehe dort) ist auch hier die Anwendung der PECH-Regel die hilfreichste Maßnahme. Tipp der Experten: "Durch Kühlung des betroffenen Muskels wird die Dehnung entspannt. Auch leichte Bewegungen sind ratsam, um die Verkrampfung zu lösen."

Ausgekugeltes Schultergelenk

"Auch Schulterverletzungen zählen zu den häufigsten Sportverletzungen. Neben dem sogenannten Engpass-Syndrom (Impingement), das vor allem bei Sportarten mit hoher Armaktivität auftritt, kugeln sich viele Sportler, allen voran Skifahrer und Snowboarder, die Schulter aus", berichtet Austrup aus seiner Praxis. "Die schmerzhafte Luxation, so der medizinische Fachbegriff, kann in den meisten Fällen durch Einrenken des Oberarmkopfes in die Gelenkpfanne wieder behoben werden." Tritt ein Auskugeln des Schultergelenks jedoch häufig auf oder kommt es zu Schäden an Knorpel oder Gelenkpfanne, hilft meist nur eine Operation, die Schulter zu stabilisieren.

Peter Erik Felzer