Wie eine Erkältung vor der Grippe schützt

08.09.2020

Eine Erkältung ist lästig, aber sie könnte einen positiven Nebeneffekt haben: Rhinoviren, die häufigsten Verursacher von Erkältungen, können verhindern, dass Grippeviren die Atemwege infizieren. Der Grund dafür ist vermutlich, dass die Erkältungsviren das Immunsystem des Körpers in Schwung bringt.
Eine Erkältung verläuft in der Regel milder als eine Grippe. image.originalResource.properties.copyright

2009 kam es in Europa zu einem rätselhaften Stopp der Grippe-Pandemie: Der erwartete Anstieg der Fälle im Herbst blieb aus. Woran das lag, war bislang unklar. Forscher der Yale-Universität haben nun herausgefunden, dass es in diesen Monaten nicht zu einer Grippe kam, wenn eine Person bereits eine Erkältung hatte. „Als wir uns die Daten anschauten, wurde klar, dass sich nur sehr wenige Menschen mit beiden Viren infizierten“, erklärte Prof. Dr. Ellen Foxman, leitende Autorin der Studie, die im Fachblatt „The Lancet Microbe“ erschienen ist.

Um zu testen, wie Grippe- und Erkältungsviren interagieren, haben die Wissenschaftler im Labor Tests mit menschlichem Atemwegsgewebe durchgeführt. So haben sie herausgefunden, dass das Grippevirus das Gewebe nicht infizieren konnte, wenn es vorher den Erkältungsviren ausgesetzt worden war. Die Erkältungsviren führten zu einer Produktion und Ausschüttung von Interferon, einem Botenstoff des Immunsystems, der die Virusabwehr fördert. Diese Wirkung hielt mindestens fünf Tage an.

Schützt eine Erkältung auch vor Covid-19?

Das Forscherteam untersucht bereits, ob Erkältungsviren einen ähnlichen Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus bieten. Foxman betonte jedoch, dass man nicht weiß, ob sich die jährliche saisonale Ausbreitung des Erkältungsvirus auch auf die Covid-19-Infektionsraten auswirken wird: „Es ist unmöglich vorherzusagen, wie zwei Viren interagieren werden, ohne Forschungsarbeiten durchzuführen.“

ZOU