ADHS führt oft zu Schlafstörungen

07.09.2017

Menschen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, leiden oft auch unter Schlafstörungen. Bislang ging man von zwei getrennten Problemen aus. Jetzt stellten Forscher eine neue Theorie vor, nach der ein Teil der ADHS-Symptome auf einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus zurückgehen könnte.
Menschen mit ADHS liegen nachts häufiger wach und haben Probleme mit dem Einschlafen. image.originalResource.properties.copyright

Bei dreiviertel der ADHS-Patienten ist offenbar die physiologische Schlafphase um eineinhalb Stunden verzögert, was sich unter anderem am Melatonin-Spiegel, der Veränderung von Bewegungen im Schlaf und der Körperkerntemperatur ablesen lässt. Dies berichten die Forscher um Professor Sandra Kooij von der Freien Universität Amsterdam, die bestehende Studien zu dem Thema gesammelt und genauer auf einen möglichen Zusammenhang hin untersucht hatten. Darüber hinaus sind offenbar viele Schlafstörungen mit ADHS assoziiert, darunter das Restless-Leg-Syndrom, Schlafapnoe oder das verzögerte Schlafphasensyndrom. Bei ADHS-Patienten nehme die Wachheit zum Abend hin häufig zu - ganz im Gegensatz zur Allgemeinbevölkerung, so Kooij. In neueren Studien habe sich zudem gezeigt, dass bei etwa 70 Prozent der ADHS-Betroffenen die Augen sehr sensibel gegenüber Licht seien. Das Tragen von Sonnenbrillen über einen längeren Zeitraum am Tage könne zum Beispiel schon zu einer Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus beitragen, so die Wissenschaftlerin.

„Wir arbeiten daran, den körperlich-mentalen Zusammenhang durch mögliche Biomarker zu bestätigen, wie etwa dem Vitamin-D-Spiegel, Blutzucker, Cortisol-Spiegel, Langzeitblutdruck oder Herzratenvariabilität“, sagte Kooij. Sollte sich die Verbindung bestätigen, stelle sich die Frage, ob ADHS zu Schlafstörungen führe oder umgekehrt Schlafstörungen zu ADHS. Sollte letzteres der Fall sein, ließen sich einige der ADHS-Symptome möglicherweise ohne Medikamente behandeln, zum Beispiel indem man versuche, Schlafmuster zu verändern, so die Hoffnung der Forscher. ADHS umfasst eine Reihe von Verhaltenssymptomen mit neurobiologische Hintergrund, darunter Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Stimmungsschwankungen und Impulsivität.

HH