ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom)

Das hyperkinetische Syndrom ist eine Aufmerksamkeitsstörung. Zu den Hauptmerkmalen zählen eine beeinträchtigte Konzentrationsfähigkeit, motorische Überaktivität und ausgeprägte Impulsivität.

Was ist das? - Definition
Das hyperkinetische Syndrom ist eine Aufmerksamkeitsstörung. Zu den Hauptmerkmalen zählen eine beeinträchtigte Konzentrationsfähigkeit, motorische Überaktivität und ausgeprägte Impulsivität. Die einzelnen Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und treten nicht immer gleichzeitig auf.

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

  • Aufmerksamkeitsstörung
  • Hyperkinetisches Syndrom
  • ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom)
  • Zappelphilipp-Krankheit

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Die genaue Ursache ist ungeklärt. Vermutlich spielt die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle. Auch Umweltgifte und Nahrungsmittelallergien werden als Ursachen diskutiert. Äußere Umstände wie beengte Wohnverhältnisse, wenig emotionale Zuwendung, Bewegungsmangel, eine hektische Umwelt und negative Kindheitserfahrungen könnten ebenso eine Rolle spielen. Forscher vermuten, dass bei den Betroffenen die Informationsverarbeitung zwischen verschiedenen Abschnitten im Gehirn nicht richtig funktioniert. Die Gründe dafür könnten Störungen im Stoffwechsel der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin sein.

Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Die Erkrankung zeigt sich in vielen unterschiedlichen Erscheinungsbildern oft sind nicht alle gleichzeitig vorhanden. Hauptsymptome sind motorische Unruhe mit starkem Bewegungsdrang und Ruhelosigkeit sowie die Neigung zu vorschnellem unüberlegtem Handeln (erhöhte Impulsivität). Zudem zeigen die Betroffenen eine gestörte Aufmerksamkeit, die sich häufig in vorzeitigem Abbruch von Aufgaben und Tätigkeiten äußert. Sie sind leicht ablenkbar, vermehrt reizbar, neigen zu heftigen Wutausbrüchen und zu unüberlegtem Handeln. Typischerweise sind die Symptome altersgebunden: Beim Kleinkind überwiegt der Bewegungsdrang: Die Kinder sind unfähig, still zu sitzen und ständig auf dem Sprung. Schulkinder mit ADHS sind unruhig und zappelig und stören dadurch oft den Unterricht. Im Jugendalter treten Impulsivität, Eigensinn und starke Stimmungsschwankungen in den Vordergrund. Erwachsene Patienten neigen zu Schusseligkeit und Vergesslichkeit. Sie haben Mühe, Sachverhalte zu planen und zu Ende zu führen. Oft erweisen sie sich in beruflichen und sozialen Bindungen als unbeständig.

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Es gibt unterschiedliche Verlaufsgruppen: Bei einem Teil der Kinder bildet sich die Krankheit im Jugendalter zurück und ist später nicht mehr erkennbar. Andere bleiben aufmerksamkeitsgestört, bilden aber keine zusätzlichen Symptome aus. Bei wieder anderen verschlimmern sich die Kennzeichen; sie neigen dann häufig zum Substanzmissbrauch. Meist nimmt die Intensität der Erkrankung aber mit zunehmendem Alter deutlich ab.

Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Andere Grunderkrankungen wie Epilepsie, Psychosen oder eine Intelligenzminderung zeigen ähnliche Symptome, die aber nicht zu den hyperkinetischen Störungen zählen.

Bearbeitungsstand: 24.07.2012

Quellenangabe:
Gruber, Christoph; Gruber Sarah, Pädiatrie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 2. Auflage

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung): Behandlung

Eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) tritt vornehmlich im Kindesalter auf. Erwachsene zeigen seltener oder deutlich schwächere Symptome von ADHS. Ob bei ADHS eine Behandlung erforderlich ist, hängt davon ab, wie belastend Hyperaktivität und Konzentrationsschwierigkeiten für Kind und Eltern sind und ob sich Verhaltensauffälligkeiten negativ auf die schulische Entwicklung auswirken. Zu den Maßnahmen, die bei der Behandlung von ADHS infrage kommen, zählen:

  • Elternschulung / Unterstützung in Schule bzw. Kindergarten
  • Verhaltenstherapie
  • Medikamente
  • stationäre oder teilstationäre Behandlung in einer psychosomatischen oder psychiatrischen Klinik für Kinder und Jugendliche

Welche Behandlung sich am besten eignet, richtet sich danach, ob ein Kind eher unaufmerksam oder hyperaktiv ist, wie alt es ist und wo es sich hauptsächlich auffällig verhält (in der Schule, Zuhause, in der Freizeit). Wichtig ist, die Behandlung von ADHS individuell an die Bedürfnisse des Kindes anzupassen und auch das soziale Umfeld (Familie, Freunde, Lehrer/Erzieher) einzubeziehen. Die einzelnen Maßnahmen können sich hierbei gegenseitig ergänzen.

Für Erwachsene mit ADHS kommen zur Unterstützung im Alltag ähnliche Maßnahmen infrage – so kann eine Behandlung zum Beispiel durch eine Verhaltenstherapie und durch Medikamente erfolgen.

Elternschulung

In einer Elternschulung lernen Eltern eines an ADHS erkrankten Kindes mit der Störung im Alltag umzugehen. Die Schulung trägt zum besseren Verständnis von ADHS und den damit verbundenen Auswirkungen auf Verhalten und Körper des Kindes bei. Darüber hinaus erhalten Eltern Tipps, wie sie den Alltag für ihre Kinder erleichtern können. So hilft es zum Beispiel vielen Kindern, wenn sie einen strukturierten Tagesablauf haben und man ihnen klare Regeln und genaue Anweisungen erteilt. Viele Kinder mit ADHS haben Schwierigkeiten, mit Abweichungen von der festen Struktur oder ungewöhnlichen Ereignissen umzugehen – sie meistern diese Situationen besser, wenn Eltern sie darauf vorbereiten. Auch ist es wichtig, ihnen klare Anweisungen zu geben und ihnen Lob auszusprechen, wenn sie sich an aufgestellte Regeln halten. Oft entwickeln Eltern mit der Zeit Strategien, wie sie am besten mit ihrem Kind und seiner Erkrankung umgehen.

Verhaltenstherapie

Bei Kindern mit AHDS kann eine Verhaltenstherapie dabei helfen, bestimmte Verhaltensweisen zu verändern. Die Verhaltenstherapie zur Behandlung von ADHS umfasst kognitive Methoden und setzt sich in der Regel aus verschiedenen Techniken zusammen. Dabei lernen Kinder zum Beispiel, sich selbst zu organisieren und ihnen auferlegte Aufgaben überlegt umzusetzen. Eine Verhaltenstherapie kann in Einzelsitzungen mit einem Psychotherapeuten und dem Kind erfolgen, sie kann aber auch im Rahmen der Elternschulung stattfinden – dann lernen Eltern gezielt, wie sie ihren Kindern dabei helfen, aufmerksamer oder weniger hyperaktiv zu sein.

Unterstützung in Kindergarten und Schule

Da ADHS auch im Kindergarten und in der Schule oft zu Problemen führt, ist es sinnvoll, Erzieher und Lehrer in die Behandlung miteinzubeziehen, zum Beispiel in Form von Fortbildungen zum Umgang mit der Störung. Darüber hinaus kann es helfen, dem Kind bestimmte Lernbedingungen zu ermöglichen, wie zum Beispiel einen Platz im Klassenraum mit wenig Ablenkung. Auch kurze Unterbrechungen des Unterrichts durch körperliche Übungen können die Konzentration verbessern.

Medikamente

Wenn ADHS stark ausgeprägt ist, können neben pädagogischen und psychotherapeutischen Maßnahmen Medikamente zur Behandlung zum Einsatz kommen. Diese lindern allerdings nur die Symptome und wirken nicht ursächlich. Wirkstoff der ersten Wahl ist Methylphenidat. Methylphenidat bewirkt, dass die Konzentration der Nervenbotenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn steigt. Dopamin und Noradrenalin sind für die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen verantwortlich und unterstützen das Gehirn unter anderem dabei, äußere Reize zu filtern. Der Wirkstoff dämpft somit Hyperaktivität und verbessert die Aufmerksamkeit. Wenn Meythyphenidat bei ADHS nicht hilft, kommen alternativ Medikamente infrage, die die Wirkstoffe Atomoxetin, Dexamphetamin oder Lisdexamfetamin enthalten.

Wann und wie oft bei ADHS Medikamente eingenommen werden und welche Dosis angemessen ist, hängt davon ab, wie sehr Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit den Alltag des Kindes beeinträchtigen. In der Regel beginnt man die Behandlung mit einer niedrigen Dosis, die bei Bedarf erhöht werden kann.

Als Nebenwirkungen der ADHS-Medikamente können Schlafstörungen und Appetitlosigkeit auftreten. Außerdem besteht der Verdacht, dass die Präparate mit Wachstumsverzögerungen oder Tic-Störungen in Zusammenhang stehen.

Medikamente zur Behandlung von ADHS sind nur für Kinder ab 6 Jahren zugelassen. Sie wirken außerdem nicht bei allen Kindern und nicht längerfristig über die Einnahmezeit hinaus.

Behandlung Erwachsene

ADHS ist eine Störung, die typischerweise bei Kindern auftritt. Mit dem Alter werden die Symptome schwächer, verändern sich oder verschwinden ganz. Häufig lässt die Hyperaktivität nach – manche Jugendliche und Erwachsene mit ADHS fühlen sich stattdessen innerlich unruhig und rastlos. Oft finden Erwachsene selbstständig Wege, um mit den Symptomen umzugehen – so zum Beispiel durch Entspannungstechniken, durch Austausch mit anderen ADHS-Betroffenen oder durch Sport.

Wenn Erwachsene mit ADHS darüber hinaus Unterstützung suchen, kommen ähnliche Maßnahmen zur Behandlung infrage wie für Kinder: Eine Verhaltenstherapie kann helfen, Hyperaktivität, impulsives Verhalten und Unaufmerksamkeit im täglichen Leben in den Griff zu bekommen. Auch für Erwachsene kommen ADHS-Medikamente infrage, die Aufmerksamkeit und Konzentration verbessern. Auch hier kommt in erster Linie der Wirkstoff Methylphenidat zum Einsastz. Wenn Methylphenidat keine Wirkung zeigt, kann alternativ der Wirkstoff Atomoxetin verabreicht werden.

© aponet.de

Letzte Aktualisierung: November 2016

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