Dauerstress stört die Hormone

06.09.2018

Eigentlich ist Stress eine ganz natürliche Reaktion des Körpers, um Belastungssituationen zu bewältigen. Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden ins Blut freigesetzt und alle Systeme auf „Kampf“ oder „Flucht“ eingestellt. Bei dauerhaftem Stress kann dies jedoch zu einer Überlastung des Körpers führen, warnen Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).
Bei Stressgeplagten kann schon sehr früh der Schlaf gestört sein. image.originalResource.properties.copyright

Bei chronischem Stress laufe der Körper ständig auf Hochtouren, erläutert Professor Dr. med. Jörg Bojunga, Vizepräsident der DGE. „Dauerhaft hohe Adrenalin- und Cortisolspiegel im Blut können deshalb früh zu Schlafstörungen und Depressionen führen.“ Gleichzeitig stören die hohen Stresshormonspiegel die Regelkreise anderer Hormonsysteme im Körper. So hemme die chronische Aktivierung der Stressachse die Produktion der Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron. Die Folge: sexuelle Unlust bei Mann und Frau. Frauen leiden zudem unter Zyklusstörungen bis hin zum unerfüllten Kinderwunsch. Durch die Verbindungen der Stresshormonachse mit Regelkreisen des Immunsystems schwäche zu viel Cortisol zudem das Immunsystem. „Dies kann Infekte, Wundheilungsstörungen und Krebs begünstigen“, so Bojunga. Darüber hinaus wirke sich zu viel Cortisol negativ auf den Stoffwechsel aus und fördere die Einlagerung von ungesundem Bauchfett.

Nicht jeder reagiere jedoch gleich auf chronischen Stress, weshalb die Strategien zur Stressbewältigung für jeden einzelnen sehr unterschiedlich aussehen können. „Ihnen gemeinsam ist jedoch, dass jeder Mensch Raum für Auszeiten vom Stress haben muss, um herunterzukommen“, betont Bojunga. Denn sei der Stresshormon-Regelkreis erst einmal nachhaltig gestört, könne es Monate wenn nicht gar Jahre brauchen, bis er sich wieder erholt habe. Das Erlernen von Techniken zur Stressprävention und -bewältigung ist eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken. Der Mediziner empfiehlt zudem, jede Gelegenheit zur Bewegung zu nutzen – sei es auf dem Weg zur Arbeit und Schule oder beim täglichen Einkauf. „Körperliche Verausgabung in vernünftigem Rahmen baut ganz nebenbei Stresshormone ab“, so Bojunga. Auch die Beschäftigung mit Hobbys senke den Stresspegel.

DGE/ HH