Depressionen und Angst hängen oft mit der Schilddrüse zusammen

16.05.2018

Deutsche Forscher haben einen starken Zusammenhang zwischen Depressionen und Angsterkrankungen mit einer chronischen Erkrankung der Schilddrüse entdeckt. Eine spezielle Therapie könnte nach Meinung der Wissenschaftler vielen Betroffenen helfen.
Der Beginn der Hashimoto-Erkrankung fällt bei Frauen oft mit den Wechseljahren zusammen, daher wird die Schilddrüsenentzündung leicht übersehen. image.originalResource.properties.copyright

Patienten mit einer sogenannten Autoimmunthyreoiditis (AIT), fachsprachlich Hashimoto-Thyreoiditis genannt, hatten ein 3,5-fach höheres Risiko für eine Depression. Das Risiko für die Diagnose Angst war bei ihnen 2,3-fach höher. Dies berichten Forscher um Dr. Teja Wolfgang Grömer von der Friedrich-Alexander University Erlangen-Nürnberg im Fachblatt JAMA Psychiatry. Was zunächst moderat klinge, sei insofern relevant, weil alle drei Erkrankungen sehr häufig auftreten, so die Wissenschaftler. Daraus ergebe sich, dass mehr als 40 Prozent der Depressionen und 30 Prozent der Angsterkrankungen bei Patienten mit AIT vorkämen. In die systematische Übersichtsarbeit gingen die Daten von mehr als 36.000 Studienteilnehmern ein.

Nach Angaben der Forscher sind etwa 10 Prozent der Bevölkerung von einer AIT betroffen. In deren Verlauf kommt es zu einer anhaltenden Entzündung der Schilddrüse. Deren Hormone beeinflussen sowohl den Stoffwechsel und zellulären Energiehaushalt als auch die gefühlte Energie und die Psyche. AIT führt bei Betroffenen zu spezifischen psychischen Symptomen, unter anderem innerer Unruhe, Anspannung und Erschöpfung. Meist erkranken Menschen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer. Da der Beginn der Erkrankung oft mit den Wechseljahren zusammenfällt und normalerweise keine Schmerzen verursacht, wird die Schilddrüsenentzündung jedoch leicht übersehen oder als „Wechseljahrsbeschwerden“ oder eben als reine Depression oder Angst fehlgedeutet. Würden die Zusammenhänge erkannt, könne der behandelnde Arzt eine spezielle Therapie anwenden und frühzeitig gewichtsneutrale Antidepressiva sowie das Spurenelement Selen zur Behandlung einsetzen, so Grömer. Der in Bamberg niedergelassene Arzt empfiehlt, bei allen Patienten mit Depression und Angst ein Screening für AIT mit der Bestimmung von Antikörpern durchzuführen.

HH