Guillain-Barré-Syndrom: Nervenkrankheit nach der Corona-Impfung?

Natascha Koch | 14.02.2022

Kribbeln und Taubheit in den Armen und Beinen, Muskelschwäche und Lähmungserscheinungen: Diese Symptome kann das Guillain-Barré-Syndrom hervorrufen. Dabei handelt es sich um eine Nervenerkrankung, die nach einer viralen oder bakteriellen Infektion auftreten kann. Mediziner haben das Syndrom in seltenen Fällen auch nach der Coronavirus-Impfung beobachtet.
Kribbeln und ein Taubheitsgefühl in den Beinen sind die ersten Symptome, die auf das Guillain-Barré-Syndrom hinweisen können. image.originalResource.properties.copyright

Die Impfreaktionen und unerwünschten Nebenwirkungen, die nach der Corona-Impfung auftreten, werden weltweit von Gesundheitsbehörden streng protokolliert und überwacht. Für Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) dafür zuständig und gibt in regelmäßigen Abständen einen Sicherheitsbericht zu den Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson & Johnson heraus. Dabei weist das PEI auch auf seltene Fälle des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) nach einer Corona-Impfung hin: Dabei handelt es sich um eine Entzündung von Nerven, die mit Lähmungen einhergeht. In den meisten Fällen bilden sich die Symptome nach einiger Zeit wieder zurück, bei manchen Patienten halten sie jedoch länger an oder es kommt zu bleibenden Schäden. Auch Todesfälle können vorkommen.

Insgesamt wurden 354 Verdachtsfälle an das PEI gemeldet. Einen tödlichen Verlauf gab es bei zwei Patienten nach Vaxzevria, sechs Patienten nach Comirnaty und einem Patienten nach einer Impfung mit Moderna. 28 Patienten mussten intensivmedizinisch behandelt und teils invasiv beatmet werden. Im Zusammenhang mit der Auffrischungsimpfung wurden 14 Fälle eines GBS nach der dritten Impfung gemeldet. Die betroffenen Personen waren zwischen 22 und 88 Jahre alt.

Das Risiko für ein GBS nach der Impfung ist insgesamt jedoch sehr gering. Die Nebenwirkung ist für die vektorbasierten Impfstoffe (AstraZeneca und Johnson & Johnson) bereits belegt, der Beipackzettel des Impfstoffs enthält dabei einen entsprechenden Warnhinweis. Ein kausaler Zusammenhang mit mRNA-Impfstoffen konnte bisher nicht hergestellt werden, auch wenn es in der Vergangenheit bislang einige Verdachtsmeldungen gab.

Lähmungen und extreme Muskelschwäche

Beim GBS handelt es sich um eine Nervenerkrankung, die in seltenen Fällen nach einer Virus- oder Bakterieninfektion auftreten kann. Mediziner gehen davon aus, dass es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der sich das Immunsystem irrtümlich gegen den eigenen Körper richtet. Im Fall des Guillain-Barré-Syndroms sind die Nerven betroffen, ein erstes Warnzeichen sind Kribbeln und ein Taubheitsgefühl in den Beinen, Armen oder im Gesicht. Es kann auch zu Lähmungserscheinungen führen, die sich von den Beinen nach oben hin ausbreiten. In schlimmen Fällen ist davon auch die Atmung betroffen, was die Erkrankung lebensbedrohlich macht. Die Betroffenen erhalten zur Therapie entweder hochdosiert intravenös Immunglobuline oder es erfolgt ein Blutreinigungsverfahren, bei dem die krankheitsauslösenden Autoantikörper herausgefiltert werden. Oft dauert es viele Wochen, bis sich die Symptome zurückbilden, bei einigen Patienten bleiben dauerhaft neurologische Beschwerden bestehen.

Die FDA weist auf folgende Warnzeichen hin:  

  • Schwäche in Armen und Beinen
  • Schwierigkeiten beim Gehen
  • Schwierigkeiten bei Bewegungen des Gesichts (auch beim Kauen, Sprechen und Schlucken)
  • Schwierigkeiten, Blase und Darm zu kontrollieren
  • Schwierigkeiten, die Augen zu bewegen, und Doppeltsehen

Wer diese Symptome bei sich bemerkt, sucht am besten einen Arzt auf. In den der FDA gemeldeten Fällen traten sie meist innerhalb von 42 Tagen nach der Impfung auf.

Quelle: Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts vom 7. Februar 2022